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Nicht ein Blatt am Strande wagt zu rauschen,
Wie betroffen stehn die Bäume, lauschen,
Ob kein Lüftchen, keine Welle wacht;
Und die Sonne ist hinabgeschieden,
Hüllend breitet um den Todesfrieden
Schleier nun auf Schleier stille Nacht.
Plötzlich auf am Horizonte tauchen
Dunkle Wolken, die herüberhauchen
Schwer, in stürmischer Beklommenheit;
Eilig kommen sie heraufgefahren,
Haben sich in angstverworrnen Scharen
Um die stumme Schläferin gereiht.
Und sie neigen sich herab und fragen:
„Lebst du noch?" in lauten Donnerklagen,
Und sie weinen aus ihr banges Weh.
Zitternd leuchten sie mit scheuem Grauen
Auf das stille Bett herab und schauen,
Ob die alte Mutter tot, die See?
Nein, sie lebt! sie lebt! der Töchter Kummer
Hat sie aufgestört aus ihrem Schlummer,
Und sie springt vom Lager hoch empor:
Mutter — Kinder — brausend sich umschlingen,
Und sie tanzen freudenwild und singen
Ihrer Lieb' ein Lied im Sturmeschor.
An mein
Wie fern, wie fern, o Vaterland,
Bist du mir nun zurück!
Dein liebes Angesicht verschwand
Mir, wie mein Jugendglück!
Ich steh' allein und denk' an dich,
Ich schau' ins Meer hinaus,
Und meine Träume mengen sich
Ins nächtliche Gebraus.
Und lausch' ich recht hinab zur Flut,
Ergreift mich Freude schier:
Da wird so heimisch mir zu Mut,
Als hört' ich was von dir.
Vaterland.
Mir ist, ich hör' im Winde gehn
Dein heilig Eichenlaub,
Wo die Gedanken still verwehn
Den süßen Stundenraub.
Im ungestümen Wogendrang
Braust mir dein Felsenbach,
Mit dumpfem, vorwurfsvollem Klang
Ruft er dem Freunde nach.
Und deiner Herden Glockenschall
Zu mir herüberzieht,
Und leise der verlorne Hall
Von deinem Alpenlied.