46 Griechische Geschichte.
Jllyrier unschädlich zu machen, sich der griechischen Küstenstädte zu be-
mächtigen und in dem thrcteischen Grenzgebiet am Pangänsgebirge die
großen Goldgruben an sich zu bringen, die er durch die Festung Philippi
sicherte. Sie lieferten ihm dann die Mittel zum Unterhalt zahlreicher
Söldnerscharen, durch die er seine macedonischen Truppen so verstärkte,
daß er sich auch zum Herrn Thessaliens zu machen vermochte.
Der heilige In Griechenland nämlich wütete damals ein verderblicher Krieg
(355—346). Der Rat der delphischen Amphiktyonen hatte nämlich die
Phoeier zur Zahlung einer sehr hohen Geldstrafe verurteilt, weil einige
der ihrigen delphisches Tempelland in Nutzung genommen hatten. Ver-
zweislungsvoll hatten darauf die Phoeier Delphi erstürmt, und mit Hilfe der
Tempelschätze unterhielten sie seitdem große Söldnerheere, mit denen sie
ihre Feinde — besonders die Thebaner und Thessaler — schwer heim-
suchten. Die letzteren wandten sich um Hilfe an Philipp, und der
schlug nach anfänglichen Verlusten die Phoeier aus Thessalien hinaus
(352), blieb nun aber selbst Herr des geretteten Landes, das er klug
und milde verwaltete.
Als er bald darauf auch die Chaleidice eroberte und die Stadt
Olynth belagerte, erfuhr er zum erstenmal nachdrücklich den Einfluß
seines größten Gegners, des Atheners Demosthenes.
Demosthenes. Demosthenes stammte aus einer wohlhabenden Familie. Sein
Vater aber, welcher Besitzer einer Waffenfabrik gewesen, starb früh,
und ungetreue Vormünder hatten den Knaben um den größten Teil
seines Erbes gebracht. Da war in ihm der Wunsch mächtig geworden,
ein großer Redner zu werden, um jene zur Verantwortung ziehen zu
können. Aber er war kränklich und schüchtern, seine Stimme war
schwach, er stieß mit der Zunge an und konnte nicht einmal den Buch-
stabeu „r" deutlich aussprechen. Durch unablässige Übungen jedoch,
durch Willenskraft und Fleiß hat er das alles überwunden und ist der
größte Redner des Altertums geworden. Sein Vermögen freilich er-
langte er nur zum kleinen Teil wieder, aber das bekümmerte ihn nur
kurze Zeit. Bald benutzte er all seine Rednergabe, um die Athener auf
die macedonische Gefahr aufmerksam zu machen. Mit Worten, die aus
dem innersten Herzen kamen und an Feuer und Kraft alles übertrafen,
was bis dahin gehört worden war, suchte er das gleichgültige und träge
Volk aufzurütteln und zu kraftvoller Verteidigung der hellenischen Frei-
Die Athener und heit zu bestimmen. Lange umsonst! Denn die Athener waren nach so
Konrg Philipp- Ö|e{en äußeren und inneren Kämpfen kriegsmüde geworden und liebten vor
allem Ruhe und behaglichen Lebensgenuß bei öffentlichen Schmäuseu und
Festen. Auch hatte Philipp geschickte attische Redner in seinem Dienst, die