Full text: Mit einer Einleitung: Zur Methodik des deutschen Unterrichts (Teil 1 = 3. Schuljahr (Septima), [Schülerband])

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gefühl durch nichts mehr gefördert werden als durch Sprachvergleichung 
Eine solche vergleichende Thätigkeit erwächst für den Schüler ganz von 
selbst, sowie er im Wege eines geordneten Unterrichts an eine fremde 
Sprache herantritt, und wächst von kleinen und unscheinbaren Anfüngen 
mit jedem Fortschritte in der fremden Sprache unter der Leitung des ein⸗ 
sichtigen Lehrers zu einer Kenntnis der wesentlichsten Unterschiede wie der 
allgemeinen in beiden Sprachen wirksamen Gesetze empor. So ergibt sich, 
was sonst doch nur Abstraktion bleibt, eine wenn auch nur Hauptmomente 
erfassende Einsicht in die Naturgesetze der Sprache, es ergibt sich mit der be⸗ 
gründeteren Kenntnis der individuellen Natur der Muttersprache die echte und 
rechte Liebe zu derselben. Darum möchte sich behaupten lassen, daß die 
Erlernung einer fremden Sprache das Haupterfordernis sei, um auch der 
Muttersprache gegenüber ein mehr als bloß praktisches Verhältnis zu ge⸗ 
winnen. Und damik wäre ferner jener zweiten Gattung von Schulen, 
denen das Mittel des fremdsprachlichen Unterrichts nicht zu Gebote steht, 
schon um dieses maßgebenden Mangels willen eine vorwiegend grammatische 
Behandlung der Muttersprache auf das entschiedenste zu widerraten. Denn 
der einzige Ausweg, der sich etwa böte, die deutsche Sprache selbst in ihren 
früheren Entwickelungsstufen des Althochdeutschen und Mittelhochdeutschen 
auf unteren und mittleren Schulstufen heranzuziehen, ein Ausweg, der sich 
pädagogisch in mehrerer Hinsicht rechtfertigen ließe, wird wohl zur Zeit 
von allen Seiten als unmöglich verworfen werden müssen. 
Wenn wir uns bisher gegen die grammatische Methode des deutschen 
Unterrichts erklären mußten, so möchten wir doch daran nicht mißverstanden 
werden. Man soll darum nicht grammatische Unterweisung vor die Schul⸗ 
thüre weisen, wie in neuester Zeit mehrfach geschehen ist. Nicht einmal 
die Volksschule wird grammatikalische Belehrung als durchaus ungehörig 
ansehen dürfen. Es handelt sich nur um den maßgebenden Gesichtspunki, 
von dem der deutsche Unterricht auszugehen hat, und als solchen bezeichnen 
wir den materialen und nicht den formalen, den praktischen und nicht den 
theoretischen; es handelt sich um den Inhalt mehr als um die Form, um 
den Gebrauch mehr als um die Kenntnis. Aber insoweit die Kenntnis 
den Gebrauch ermöglicht, die Form für den Inhalt von Bedeutung ist, 
insoweit — aber auch nur insoweit — wird das grammatikalische Moment 
in allen deutschen Schulen mit berücksichtigt werden müssen, selbstverständlich 
nach der Höhe der Schulstufe in höherem oder geringerem Grade. 
Um nun zu positiven Ergebnissen zu gelangen, wenden wir uns
	        
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