Full text: Neueste vollständige Erdbeschreibung für Bürgerschulen, Seminarien und zum Selbstunterricht

Allgemeines. 
SIS 
weich, voll Vokale und scheint eines Stammes zu sein, 
wiewohl sie in sehr viele, abweichende Mundarten zerfällt. 
Die Kleidung ist entweder ein bloßer Umschlag um die 
Hüften, oder ein weites Gewand von Maulbeerbast-Zeuge, 
das durch einen Gürtel zusammengehalten wird. Das Lä- 
towiren ist bei ihnen, so wie bei den übrigen Australiern, 
ganz gewöhnlich. Die Wohnung ist eine leichte Hütte, 
deren viele oft zusammenstehen und ein Dorf bilden. Der 
Ackerbau wird fleißiger betrieben, die Geräthschaften sind 
zweckmäßiger, sauberer und geschmackvoller; kurz sie sind 
unter allen Australiern die gebildetsten und auch wohl die 
bildungsfähigsten. Die Religion ist Vielgötterei mit feier¬ 
lichen Opfern an Früchten, Thieren, ja sdgar Menschen, 
mit Priestersirlefanz u. dgl. Hin und wieder hat das 
Christenthum Fuß gefaßt und mit ihm eine höhere Civili¬ 
sation. Auf den Gesellschafts- und Sandwichsinseln ist der 
Götzendienst gänzlich verschwunden, man hat Buchdrucke¬ 
reien, christliche Schulen, Kirchen, und die Bewohner sind 
dem neuen Glauben sehr eifrig ergeben. Schon erfreut 
man sich einer geordneten Verfassung, baut Schiffe, klei¬ 
det sich auf europ. Weise u. s. w. Leider sind aber auch 
mit der Civilisation europäische Krankheiten und europäi¬ 
sche Laster in diese harmlosen Völkchen, gedrungen, und es 
ist nicht zu leugnen, daß die Bevölkerung, namentlich der 
Societäts - Inseln, nicht nur der Zahl nach sehr abgenom¬ 
men hat, sondern daß auch von der frühern Gemüthlichkeit 
derselben kaum noch eine Spur zu finden ist. Durch 
Schuld der Missionare erscheint Vielen das Christenthum 
als ein jämmerliches Ringen nach der Gnade, und aller Le, 
bensmuth ist erstorben. 
Die genauere Kenntniß von Australien hat bis jetzt 
für uns Europäer wenig Werth. Höchstens dient sie, eine 
gewisse Art von Neugier zu befriedigen. Etwas Großes 
kann von dieser zerstreut und Europa so fern liegenden In¬ 
selwelt nicht ausgehen. Doch in den neuesten Zeiten gewinnt 
auch Australien mehr Bedeutung, theils weil schon viele europ. 
Kolonien sich dort angesiedelt haben (z.B. in Neuholland), 
theils weil der fruchtbare Boden durch die Kolonisirung 
mehr benutzt wird und Waaren auf unsern Markt bringt, 
welche eine Veränderung in Handelsverhältnissen bewirken 
müssen (z. B. Wolle), theils ist uns auch dieß ferne Land 
. 52*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.