110. Das österreichische Schlesien. 
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tn ganz Deutschland, Dänemark und Schweden sucht, und die sogar 
von den Hansestädten aus in andere Welitheile verführt werden. Die 
Blüthe dieser Brunner Tuch-Manufactur-Jndustrie schreibt sich erst aus 
dem Anfange dieses Jahrhunderts her und ist seitdem fortwährend in 
einem außerordentlichen Aufschwünge begriffen. 
110. Das österreichische Schlesien. 
(Nach I. G. Kohl, Nciscn im Innern von Rnßland und Polen.) 
Das Herzogthum Teschen, und eben so sein Schwesterländchen, das 
Herzogthum Troppau, sind nur erst in ihren städtischen Elementen fast 
völlig deutsch. Ans dem flachen Lande mischt sich germanischer und sarma- 
tischcr Stamm. Der ganze Adel der Provinzen hat freilich deutsche Bil¬ 
dung, und sogar die alte polnische Mittelclasse zwischen Bauer und Adel, der 
Schlachtize, spricht gewöhnlich auch deutsch, zugleich aber auch ihre alte 
Muttersprache, das Polnische. Auch gibt cs schon manche Dörfer, die 
ganz deutsch sind. In vielen sind Dentsche und Polen zu gleichen 
Theilen gemischt. In den meisten aber herrschen die Polen, die Ur¬ 
bewohner des Landes, vor. 
In physikalischer Hinsicht kann mau die Herzogthümer Teschen und 
Troppau als die Landschaften der Oder- und Weichsel-Quellengebiete 
bezeichnen, und als solche haben sie sich auch politisch von den Land¬ 
schaften der Unter-Weichsel- und Odcrgebiete getrennt. Troppau ge¬ 
hört ganz der Oder, Teschen fast ganz der Weichsel an. Kurz vor 
Teschen verläßt man das Wiegenthal der Weichsel. Ein niedriger 
Bergrücken trennt das Gebiet der Weichsel und der Oder, und berg¬ 
abfahrend hat man bald das erste Bächlein erreicht, das nun schon 
nicht mehr den Krakusen und Warschoviteu Holz zuführt, sondern den 
Stettiner Kaufherren für ihre Seeschiffe das Fahrwasser mehren hilft. 
Die Lage der Hauptstadt Teschen entspricht dem Anblicke der ganzen 
Landschaft des Herzogthums. Beide sind gleich lieblich und schön. Im 
weiten Thale der Olsa erhebt sich auf einem vorspringenden Felsen sein 
altes Schloß und rund umher an den Abhängen dieß- und jenseits des 
Flusses lagert sich die freundliche Stadt, die halb in deutschem, halb 
noch in polnischem Stile erbaut ist. Als polnisch erkannten wir z. B. 
die auch hier wie in Galizien modischen Aufsatzetagen mit Fenstern ohne 
Scheiben, mit einer Vormauer ohne Hintermauer, Decke und Zimmer. 
Sie geben, da sie das Dach verdecken, auf den ersten Blick ein pomp¬ 
haftes Ansehen. Wenn man aber näher hinsieht, so mißfallen sie, wie 
alles Zweck- und Bedeutungslose in der Architektonik.! 
Die Stadt Teschen ist schon sehr alt. Sie soll jetzt bereits so 
viele Jahre zählen, als einst Roma im tausendsten Jahre nach seiner 
Erbauung. Drei Brüder, schlesische Herzoge, sollen sich auf einer Jagd 
in den wilden Wäldern der Beskiden, die damals noch diese jetzt so
	        
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