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III. Länder- und Völkerkunde. .4. Europa. 
Hauptstraße der Stadt erstreckt sich längs des Hafens, und an diese 
schließen sich dann theils in parallelen Linien, theils unter rechten 
Winkeln die übrigen Straßen an. Von dem schon fertigen Kern sieht 
man überall neue Straßen ansgesteckt und neue Häuser ansschießen, 
zwischen denen die Lücken sich bald ansfüllen werden. Mit den Gästen, 
Schissern und Auswanderern mögen hier im Sommer wohl über 8000 
Menschen beisammen sein. Sonst hat der Ort jetzt bleibende Ein¬ 
wohner nahe an 4000. Es ist der blühendste und geschäftigste Ort 
unter allen den kleinen Weser- und Elbestädten unterhalb Hamburg 
und Bremen. 
Die Einwohner, welche sich hier nur atlmühlig angesiedelt haben, 
sind entweder Hafenarbeiter, Hafenaufseher und Beamte, oder Gast- 
wirthe und Krämer aller Art, oder zurückgezogene Schiffscapitüne, 
welche den Geruch der See lieben, oder Commissionäre brcmer Kauf¬ 
leute, oder endlich auch selbständige größere Kaufleute, zum Theil ganz 
neue Etablissements, zum Theil solche, die von Braake und anderen 
kleinen Hafenorten hieher übersiedelten. Wenngleich die Bremer nicht 
fürchten, daß dieser Ort ihnen über den Kopf wachsen könne, so geht 
er doch offenbar noch einer größeren Zukunft entgegen. Seine ganze 
Bedeutung wird er dann erlangen, wenn erst die Eisenbahn von hier 
durch die hannöverischen Marschen und Haiden nach Hamburg, von 
der man ebenfalls schon spricht und speculirt, ausgeführt sein wird. 
Es liegt in den natürlichen Verhältnissen der Umgebung, daß Bre¬ 
merhaven dann auch ein Speditions- und Commissionsort für Hamburg 
werden muß. Nach hundert Jahren wird man mehr von Bremerhaven 
hören als jetzt, und man wird dann dem Begründer dieses Ortes, dem 
Bürgermeister Smidt von Bremen, vielleicht ein großartiges Denkmal 
setzen. 
Die Gunst der Naturverhältnisse kann man sich bei einem Blicke 
ans die Karte klar machen. Die Weser mündet in einen weiten Meer¬ 
busen aus, der sich nach Südosten hinab trichterförmig zusammenzieht. 
Da, wo der kleine Nebenfluß, die Geeste, einmündet, ist etwa der End¬ 
punkt dieses Trichters. Hier ziehen sich die Gewässer bedeutend zu¬ 
sammen, und der Fluß nimmt zugleich, einen Winkel bildend, eine 
andere Richtung, nämlich eine direct nördlich-südliche. Man kann daher 
hier die erste eigentliche Binnenmündnng der Weser annehmen. 
Bis hieher ist die Weser so tief, daß Schiffe jeden Tiefganges hieher 
gelangen können. Auch sind dann die Schisse hier im Innern des 
Trichters auf der Rhede von Bremerhaven vor allen Seestürmen ge¬ 
sichert. Die Geeste, welche eben hier einmündet, ist zwar nur ein 
kleiner Fluß, aber weil die Fluth und Ebbe in sie eindringt, ist ihre 
Mündung sehr ausgctieft und zum Einlaufen großer Schiffe geeignet. 
Die Weserschiffe suchten daher anch schon seit alten Zeiten diesen Zu¬ 
fluchtsort auf, und es lag hier immer schon ein kleiner Hafen, Geesten- 
dorf, der für die Weser wichtig war. 
Zn diesem Allem kommt nun aber noch der von den Schiffern und
	        
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