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III. Länder» und Völkerkunde. A. Europa. 
und dem der Westmorawa, die sich, aus entgegengesetzten Richtungen 
fließend, begegnen, vereinigen und den Hauptstamm der großen Morawa 
bilden, der direct nach Norden der Donau zufließt. 
141. Die Slowaken. 
(Nach Albr. v. Sydow, Bemerkungen auf einer Zreise durch die Cenlralkarpathen, 
und Andern.) 
In der Mitte der Slawengebiete, den slawischen Norden und Sü¬ 
den scheidend, erstrecken sich aus Nordwesten nach Südosten die Kar¬ 
pathen, das berühmteste und so zu sagen nationalste der von Slawen 
besetzten Gebirge. Schon im hohen Alterthume opferten die Slawen 
auf seinen geheiligten Gipfeln den Göttern. Es ist gleichsam das 
Gebirge Mern der Slawen. Von ihm fließen den bedeutendsten und 
den für die Slawen wichtigsten Strömen Quellen zu: dem Dniestr, 
dem Dniepr, der Weichsel, der Oder, der Donau. Die Karpathen 
waren der Ausgangspunkt zahlloser slawischer Wanderungen und der 
Zufluchtsort vieler flüchtiger Slawenstämme. Im Süden der Karpathen 
treten wir in das Land der Donau. Der Zahl nach bilden jetzt im 
mittleren und unteren Donaugebicte die Slawen die Hauptnation. An 
der March, an den slowakischen Flüssen Waag, Neitra, Gran, an der 
oberen Theiß, im Drau- und Sangebiete, im Morawa-Systeme, an 
den Balkanzuflüssen haben sie seit einem Jahrtausend feste Wohnsitze. 
Die Slowaken treiben theils Ackerbau, theils führen sie als Hirten 
während des Sommers ein Nomaden-Leben, theils beschäftigen sie sich 
sehr unverdrossen mit dem Bergbau und in den Hüttenwerken, und 
treiben schon früh ihre Kinder dazu an, theils erwerben sie endlich 
ihren Lebensunterhalt durch einen kleinen Handel mit Eisenwaarcn, als 
Drahtbinder, als Flößer ans der Waag und dem Poprad, oder als 
Fuhrleute, indem sie Landesprodncte, besonders Weine und Obst, nach 
Preußisch Schlesien oder Polen verfahren. Diese letzteren scheinen den 
größten Verdienst zu haben. Nicht selten verkaufen sie nach weiten 
Reisen fern von ihrer Heimath Wagen und Pferde und lehren mit 
ihrem Gelde zu Fuß zurück, um die Zehrungskosten zu vermindern. 
Das Vieh der Ackerbau treibenden Slowaken wird im Frühjahr in 
große Heerden zusammen getrieben und gewissen Hirtenfamilien 
übergeben. Diese hüten cs anfänglich auf den hohen Halden und in 
den Thälern; aber, sobald das Frühjahr sich über das Gebirge ver¬ 
breitet und die Weiden in demselben von reichen Kräutern bedeckt sind, 
folgen auch die Heerden der Vegetation von den tieferen zu immer 
höheren Gegenden, und genießen auf diese Weise vom Mai bis zum 
Ende Juli einen fortwährenden Frühling. Daher geben sie eine reich¬ 
liche und fette Milch. Gegen Ende des Sommers kehren sie eben so 
langsam von den hohen zu den tiefen Gegenden zurück, finden überall
	        
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