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III. Länder- und Völkerkunde. A. Europa.
der Sau und Drau herablaufende früher das syrmische Comitat oder,
wie mau sich im gemeinen Leben kürzer ausdrückt, „das Land Syr-
mien" ist.
Der Ursprung des Namens und die Entstehung des Ländchens als
eines politischen Ganzen reicht noch in die uralten Zeiten der Sordis-
ker und Daten hinaus. Denn schon Strabo spricht von dem Orte
Sirmium, und zu der Römer Zeiten wurde es der wichtigste Platz in
ganz Pannonien und der Aufenthalt der römisch-kaiserlichen Majestäten,
wenn sie in diesen Gegenden Krieg führten. Jetzt liegt die große Stadt
in Ruinen. Aber ihr Name ist der ganzen, einst mit Städten besäeteu
Provinz geblieben.
In der Mitte durch Syrmien zieht sich ein zwölf Meilen langer,
mit anmnthigen Wäldern und vielen in ganz Ungarn hochgerühmtcn
Weinbergen bedeckter Gebirgszug, die sogenannte „Fruschka Gora“
(die Fruschkabcrge). Dieses Gebirge ist eine Fortsetzung des großen,
über 6O Meilen langen croatischsilavonischen Gebirgsznges, der als das
mittlere Rückgrat Croatiens und Slavoniens beide Länder der Länge
nach unter verschiedenen Namen durchzieht, indem er mit den nördlichen
und südlichen Gebirgszügen Pannoniens und Bosniens parallel läuft
und dadurch auch den Parallclismns der San- und Drauthüler und die¬
ser Flüsse selbst bedingt.
Ich glaube, daß cs unter den größeren Flüssen Enropa's nicht noch
zwei andere gibt, die so in ihrem ganzen Wesen wie in ihrem Namen
sich auf einander reimen und in solcher Nähe mit einander parallel
laufen, wie die Save und Drave. Beide Flüsse sind etwa 70 Meilen
lang. Beide haben ihre Quellen und ihre Mündungen nahe bei einan¬
der, bleiben auch in ihrem Laufe ziemlich nahe beisammen (sie sind
durchschnittlich 10 Meilen von einander entfernt) und strömen beide
aus Westnordwest nach Ostsüdost, ohne viel von der geraden Linie ab¬
zuweichen und ohne irgend einen bedeutenden Winkel zu bilden. Beide
haben auch kein sehr verzweigtes, sondern vielmehr ein mageres Flu߬
gebiet, denn sie nehmen keine Nebenflüsse auf, deren Länge mit ihrer
eigenen Bedeutsamkeit in Vergleich zu stellen wäre.
Von jenem langen Gebirge also, welches diesen seltenen Fluß-Pa-
rallelismus bedingt, ist die syrmische Fruschka-Gora das äußerste Ende
und auch in jeder Beziehung die Krone, nämlich
1) in national-ökonomischer Beziehung, denn sie ist mit schönem An¬
bau bedeckt, reich an Produeten, und schmückt sich mit dem Donau-
strome, dem sie leicht und schnell ihre Producte zum Verhandeln über¬
liefern kaun, und
2) in politischer und historischer Beziehung, denn sie war ein Lieb¬
lings-Aufenthalt des Kaisers Probus und anderer Kaiser, wird von
den Ungarn ein Paradies genannt und ist für die griechischen Serben
und Slavonier ein zweiter Berg Athos. Von allen den 16 griechischen
Klöstern, die sich in ganz Slavonien befinden, haben sich allein 13 in
den Thälern und auf den Höhen dieses kleinen Gebirges aufgebaut.