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230. Doch Alle seid ihr theilhaft seiner Schuld.
Wer klug ist, lerne schweigen und gehorchen.
(Er entfernt sich. Bertha, Rudens, Harras und Knechte folgen, Fricßhardt und
Lcuthold bleiben zurück.)
Walther Fürst (in heftigem Schmerz).
Es ist vorbei; er hat's beschlossen, mich
Mit meinem ganzen Hause zu verderben!
Staufsacher (zum Tell).
O, warum mußtet ihr den Wüthrich reizen!
Tell.
235. Bezwinge sich, wer meinen Schmerz gefühlt!
Stauffacher.
O, nun ist Alles, Alles hin! Mit euch
Sind wir gefesselt Alle und gebunden!
Land leute (umringenden Teil).
Mit euch geht unser letzter Trost dahin!
Leuthold (nähert sich).
Tell, es erbarmt mich — Doch ich muß gehorchen.
Tell.
240. Lebt wohl!
Walther Tell (
(sich mit heftigem Schmer; an ihn schmiegend).
O, Vater! Vater! lieber Vater!
Tell
(hebt die Arme zum Himmel).
Dort droben ist dein Vater! Den ruf' an!
Stauffach-er. -f l)
Tell, sag' ich eurem Weibe Nichts von euch?
Tell
(hebt den Knaben mit Inbrunst au seine Brust).
Der Knab' ist unverletzt; mir wird Gott helfen.
(Reißt sich schnell los und folgt den Waffenkncchtcn.)
Schiller.
49. Das Glöcklern des Glücks.
1. Der König lag am Tode; da rief er seinen Sohn;
Er nahm ihn bei den Händen und wies ihm auf den Thron:
„Mein Sohn," so sprach er zitternd, — „mein Sohn, den laß ich dir;
Doch nimm mit meiner Krone noch dies mein Wort von mir:
2. Du denkst dir wohl die Erde noch als ein Haus der Lust;
Mein Sohn, das ist nicht also; — sei dessen früh bewußt!
Nach Eimern zählt das Unglück; nach Tropfen zählt das Glück: —
Ich geb' in tausend Eimern zwei Tropfen kaum zurück!