Full text: Die mathematische und physikalische Geographie (Theil 1 u. 2)

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auch die Alten, z. B. Homer und He si od, die Erde für eine Scheibe, welche 
auf unbekannten Unterlagen ruhe. Dann meinten wieder Andere, die Erde'sei 
eine Walze, oder sie habe eine schü sselförmige Gestalt, sie sei würfel¬ 
artig oder pyramidal!sch gestaltet. Pythagoras, der Weltweise, lehrte 
schon 500 v. C. G. die kugelförmige Gestalt der Erde, aber erst im 
Zeitalter Plato's gewann diese Ansicht unter den Griechen allmählig das 
Uebergewicht, besonders durch Eudoros aus Knidos und Aristoteles aus 
Stagira in den Jahren 384 bis 320 v. C. G. Endlich verschaffte dieser An¬ 
sicht der griechische Geograph Claudius Pt ole maus 130 n. C. G. allge¬ 
meine Anerkennung. 
Die Beweise für die Kugelgestalt der Erde. 1. Höhere 
Gegenstände erscheinen von Oben an und verschwinden von Unten auf. 
2. Der Schatten, welchen die Erde bei Mondsfinfternissen auf den Mond wirst, 
hat jeder Zeit eine runde Gestalt. 3. Bei Weltumseglungen ist man immer 
in einer und derselben Richtung, d. h. von W. nach O. oder umgekehrt, 
fortgefahren, und endlich ohne umgekehrt zu haben, an den Ort der Abfahrt 
zurückgekommen. Diese thun also die Kugelgestalt der Erde in der Rich¬ 
tung von W. nach O. und umgekehrt dar. Die Erde ist öfters umschifft wor¬ 
den, so von Magelhaens 1519—1522, Franz Drake 1577—1580, 
Sp ilberg 1614—1617, van S chonten 1615—1617, Dampier 1683 
—1691, 1699—1701, 1708—1711, Rogge wein 1721—1723, Anson 
1740—1744, Byron 1764—1766, Wallis und Carteret 1766—1769, 
Bougainville 1766—1769, Cook 1768—1771, 1772—1775 (mit For¬ 
ster) und 1776—1779, La Peyrvuse 1787, Vancouver 1790—1795, 
Peron und Frey einet 1800—1804, K rufen st er n. 1803—1806, D u- 
perr 6 1822— 1825. 4.. Den mehr nach O. gelegenen Orten geht die 
Sonne früher auf, als den mehr westlich gelegenen. Dieses ist nur möglich, 
wenn die Erde, wenigstens von O. nach W. und umgekehrt, ein gekrümmter 
Körper ist. 5. Bewegt man sich in der Richtung von S. nach N. oder um¬ 
gekehrt, so macht man, die Sterne beobachtend, die Wahrnehmung, daß bisher 
gesehene Gestirne verschwinden und neu erscheinen. Dies beweiset die 'kugelför¬ 
mige Gestalt der Erde in der Richtung von S. nach N. und umgekehrt. 6. 
Alle Theile der Erde haben ein Bestreben, sich der Erde möglichst zu nähern, 
und sie thun es, wenn kein Hinderniß vorhanden ist, wirklich. Die Ursache 
davon ist die Anziehungskraft der Erde. Man denkt sich den Urzustand der 
Weltmassen, wie auch den der Erde flüssig, und nennt diesen Zustand den chao¬ 
tischen (Chaos). Die flüssigen Theile, aus welchen sich die Weltkörper, wie 
auch die Erde bildeten, zogen einander an vermöge der Anziehungskraft, welche 
eine allgemeine Eigenschaft der Materie ist, setzten sich allmählig ins Gleichge¬ 
wicht oder nahmen eine Kugelgestalt an. 
Die Erde ist jedoch keine vollkommene Kugel, sondern an 
den Polen abgeplattet. Sie hat eine Pomeranzen förmige 
oder sphäroidische Gestalt; sie ist ein Sphäroid. Diesen Satz 
fanden auf theoretischem Wege zuerst der Engländer Newton 1686 und der 
Holländer Huygens 1688. Er wurde zur unumstößlichen Gewißheit erhoben 
durch Messungen von M e r i d i a n b o g e n und durch Versuche mit 
P e n d e l s ch w i n g u n g e n. Durch erstere hat man gefunden, daß die Grade 
eines Erdmeridians nicht von gleicher Größe sind, was bei der Kugelgestalt 
der Erde der Fall sein müßte, sondern daß die Größe der Grade auf einem 
Erdmeridian vom Aequator nach den Polen zu wachse. So hat man durch 
Gradmessungen gefunden/ daß ein Grad am Aequator 56,700 französische Toi- 
sen (eine Toise — 6 Fuß), ein Grad in Lappland 57,400 französische 
Toisen groß ist. Wenn also die Grade der Meridiane ungleiche Länge haben, 
so muß die Erde da, wo die kleineren Grade sind, mehr krumm, da, wo die 
größeren Grade sind, mehr flach sein. Mit andern Worten: die Oberfläche der
	        
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