Full text: Die mathematische und physikalische Geographie (Theil 1 u. 2)

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treiben die Dampfe und elastischen Gase ans dem Innern nicht Lava uüd feurige 
Masten, sondern theils nur Luft und andere Gase, theils Master und Erde, 
als Schlamm empor. Dieß sind die Luft- und Schlammvulkane. In 
mehreren vulkanischen Gegenden findet man kraterförmige Vertiefungen, aus 
welchen dtirch feine Spalten immerfort und meist ohne heftige Erplosionen 
Dämpfe aufsteigen, welche bei ihrem Eintritt in die Atmosphäre Schwefel und 
salinische Substanzen fallen lassen, die sich an den Rändern der Spalteit ab¬ 
setzen. Man nennt sie Solfa taren. Sie mögen die Ueberbleibsel alter 
Vnlkankratcr sein, die sich größtentheils geschlossen haben, und deßwegen keine 
eigentlichen Atiöbrüche mehr machen, weil vielleicht im Innern Höhlen und 
Spalten entstanden sind, welche den Dampfen einen leichteren und ununterbro¬ 
chenen Durchgang nach anderen, in der Nähe sich befindenden Schlünden ge¬ 
statten. 2. Die Erhebungs-Vulkane entstehen, wenn'das eingeschlossene 
Gas an einer Stelle hervorbricht, ohne daß die glühenden Massen empordringen. 
Sie finden sich gewöhnlich auf den hohen, runden Inseln und zeigeit sich be¬ 
sonders charakteristisch auf den canarischen Inseln. Sie steigen von dem Fuße 
und ringsum gleichförmig auf, allein immer in der Mitte, wo man den Gipfel 
erwarten sollte, Mgen sie eine mchr oder minder tief eingreifende, große kessel- 
förmige Vertiefung, welche gleichsam die hohle wichse des Kegels bildet, in welcher 
die Abhänge zusammenlaufen würden. Die Kesselvertiefung ist nahe kreisförmig, 
ringsum von steilen, zackigen Wänden umgeben, welche von der ansehnlichsten 
Höhe der Insel oft Plötzlich fast bis zur Meeresflache abstürzen; sie gewahrt 
einen höchst eigenthümlichen wilden Anblick. Die spanischen Bewohner der ca¬ 
narischen Inseln nennen diese Vertiefung In Caldera. Die Abhänge derselben 
sind von vielen schmalen und tief eingerisscnen Schluchten zerspalten, welche 
ringsum strahlenförmig von dem Mittelpunkte ausgehen, und scharf und steil 
abgerissen sind. Sie heißen Baranco’s. Nur selten stehen sie mit dem Innern 
der Caldera in Verbindung, und bei den meisten Inseln dringt nur ein Baranco 
in den Kessel. Durch dieses Eindringen aber wird die innere Struktur dieser 
Inseln lllosgelegt, und es zeigt sich, daß sie regelmäßiger ist, als man bei der 
Vorstellung von der Vulkanität. derselben erwarten möchte. Man sieht nemlich, 
daß die Gebirgsarten der Inseln deutliche Bänke bilden, welche ringsum regel¬ 
mäßig mit der Oberfläche parallel gehen; sie sind stets gleichförmig von dem 
Centrum der Inseln gegen den Rand geneigt, und indem man weniger anstei¬ 
gend durch diesen Baranco zum Innern fortschreitet, geht inan von den obern 
Schichten zu einer tiefern über, und erreicht endlich den Kern des Berges auf 
dem Boden der Caldera. Ein senkrechter Stoß von Unten nach Oben auf 
eine wagrechte feste Kruste muß solche Erscheinungen hervorbringen. Diese 
Kruste oder der vormalige Meeresgrund, über welchen vie Inseln hervortraten, 
wird an der Stelle bersten, wo die Kraft auf sie am heftigsten wirkt. Die 
vormals wagerecht auf denselben liegenden Schichten werden emporgetrieben 
werden und sich rings um das Centrum der gemeinsamen Erhebung aufrichten; 
sie werden strahlenförmig von dem Mittelpunkte aufgerissen werden und dadurch 
jene Baranco 8 erhalten, und an dem Mittelpunkte selbst wird eine mehr oder 
minder ansehnliche Weitung entstehen, welche die Caldera bildet. Das Ganze 
ist demnach das Werk einer mit vulkanischen Erscheinungen zusammenhängenden 
Erhebung. Man nennt deßwegen diese Inseln Erhebungsinseln, die 
kesselförmige Weitung in ihrer Mitte den Erhebungskrater. Bisweilen 
bricht auf dem Boden der Caldera ein Eruptions-Krater hervor, der von dem 
Rande der Caldera, wie von einem Walle, umgeben ist. So ist es bei dem 
stik von Teneriffa. II. Die Central- und die Reihen-Vulkane. 
1. Die Central-Vul kane bilden immer die Mitte für eine Menge von 
Ausbrüchen, welche um sie her gleichmäßig nach allen Seiten hinwirken. 2. Die 
Reihen-Vulkane liegen hinter einander wie Esten auf einer großen Spalte.
	        
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