Full text: Die mathematische und physikalische Geographie (Theil 1 u. 2)

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Sie erheben sich entweder als einzelne Kegelinseln aus dein Grunde des Meeres, 
und dann läuft gewöhnlich ihnen zur Seite ein Urgebirge in derselben Rich- 
tnng; oder sie stehen ans dem höchsten Rücken dieser Gebirgsreihe selbst und 
bilden deren Gipfel. 
C. Die Erdbeben sind eine.Erschütterung deS festen Erdbodens, welche 
von Innen nach der Oberfläche wirkt. Die Ersch e inunge n' be i de n Erd¬ 
beben sind: Bewegungen des festen Bodens, welche theils wellenförmig, 
theils rüttelnd oder wirbelnd, theils stoßend sind. Erhebungen des Bodens, 
Zerreißen des Bodens, Ausstößen von Gas, Auswerfen von festen oder flüssigen 
Stoffen durch die Spalten, Bewegungen des Meeres, der Landsecn oder größerer 
Flüsse, unterirrdisches Getöse, Störung der Richtung der Magnetnadel. Tie 
Wirkungen auf die Atmosphäre sind zweifelhaft, dagegen die Wirkungen auf 
Menschen und Thiere sind schon oft beobachtet worden. Stärke und Dauer 
der Erdbeben sind sehr verschieden. Manche Erdbeben scheinen an einen be¬ 
stimmten Vulkan geknüpft zu sein und werden nur wenige Meilen umher gefühlt ; an¬ 
dere pflanzen sich auf ungeheure Strecken mit unglaublicher Schnelligkeit fort. 
Einige der bedeutendsten Erdbeben sind: das Erdbeben von 1693, das Catania 
zerstörte; von 1783, wodurch Messina und viele andere Städte mehr oder weniger 
beschädigt und zerstört wurden; von 1822 in Syrien; von 1829 in Spanien; 
von 1746 in Peru, wodurch Callao, der Hafen von Lima, zerstört wurde; von 
1797 in Quito, wodurch Riobamba zerstört wurde; von 1812 in Caracas, wo¬ 
durch Caracas zerstört wurde; eines der furchtbarsten und das am weitesten 
verbreitete Erdbeben war das von Lissabon 1755; seine Grenze ging durch das 
Atlasgebirge, Böhmen, bis zum finnischen Meerbusen, von hier mitten durch 
Skandinavien, nördlich von Island, durch den Südtheil Grönlands, den Ontario- 
See und die kleinen Antillen. Durch die vul ka n isch e n Au s br üch e und 
Erdbeben werden Hebungen und Senkungen des Bodens her¬ 
vorgebracht. Ganz Skandinavien ist in einer steten langsamen Hebung 
begriffen; im nördlichen Theil beträgt dieselbe in einem Jahrhundert etwa 5', 
im südlichen weniger. Die Küste von Chili wurde den 19. November 1822 von 
einem schrecklichen Erdbeben heimgesucht, dessen Stöße auf einem Raum von 
1200 M., von N. nach S. gleichzeitig wirkten. Am folgenden Morgen fand 
man, daß sich der Boden an der Küste 2 bis 4' , und 1 M. landeinwärts 
5—7' gehoben hatte. Eine ähnliche Erscheinung fand daselbst 1835 Statt. 
Inseln haben sich im mittelländischen Meere erhoben: die Erhebung zwischen 
den liparischen Inseln 187 v. C. G., die Erhebungen neuer Inseln bei San- 
torin zu verschiedenen Zeiten, die Erhebung des Hügels bei Methone, die 
Erhebung des Monte Nuovo bei Pozzuoli im Jahre 1338, bei Cypern im 
Jahre 1822, die im Jabre 1831 erhobene und wieder verschwundene Insel 
Ferdinanden. In der Nähe von St. Michael, einer Insel der Azoren, versuch¬ 
ten im Jahre 1628 oder 1638, 1720 und 1811 neue Inseln emporzusteigen. 
In manchen Gegenden hat ein mehrmaliges Sinken und Steigen des BodenS 
Statt gefunden. Die Trümmer des Serapions-Tempels von Pozzuoli bei 
Neapel liegen jetzt im Meeresniveau; die noch stehenden Marmorsäulen sind 
in 19' Höhe von Bohrmuscheln, welche nur im Meere leben, angebohrt; 
daher muß ver Boden gesunken und dann wieder gehoben worden sein. Der 
Boven im Becken von Paris und von London, so wie die S.O. Küste von 
England besteht aus Lagern, die abwechselnd aus dem Meere und aus Sü߬ 
wasser abgelagert sind. Beispiele von Senkungen des Bodens sind nicht selten. 
Auf Java versank 1772 bei dem Ausbruch eines Vulkans ein Strich Landes 
von 15 M. Länge und 6 M. Breite. Alis Jamaika stürzte 1692 ein Strich 
Landes von c. 1000 Morgen plötzlich ein. Während eines Erdbebens sank 
der Boden am östlichen Mündungsarme des Indus um 18'. In Caracas sank 
1790 während eines Erdbebens ein Stück des Bodens und an seine Stelle 
trat ein See von 800 Ellen Durchmesser und 100' Tiefe.
	        
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