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2. D le Aegüatorialströmunge n fließen in der Richtung der Parallel
kreise "von O. nach W. und sind eine Folge der Rotation der Erde. Wenn
nemlich das von den Polen in der Richtung der Meridiane herfließende Wasser
in die Nahe der Wendekreise kommt, so folgt cs dem Stoß der beständigen
Winde, welche in der Tropenzone von O. nach W. wehen und durch die
Rotation der Erde Hervorgebracht werden. Durch diese wirkt die Rotation der
Erde mittelbar aus die Bewegung des Meeres. Sie wirkt aber auch unmittel¬
bar, jedoch in kleinerem Maaße, auf dieselbe ein. Denn bei der Achsendrehung
bleibt das Meerwasser, als verschiebbare Materie, hinter dem Schwung, der
unter den Tropen am stärksten ist, zurück, und fließt daher der Bewegung der
Erde entgegengesetzt oder nach W. III. Deb Gesch w in d igkeit nach unter¬
scheidet man die Drift-Strömung und den Meeresstrom. 1. Die
Drift-Strömung ist eine langsame Bewegung des Wassers, welche durch
den Wind veranlaßt wird. 2. Der Meer es st rom besteht aus der Wasser-
masse, welche von der Drift-Strömung in einem Bette versammelt
worden ist, und in demselben ihren Weg, wie ein ungeheurer Fluß, mitten
durch den Ocean mit großer Geschwindigkeit fortsetzt. Seine Breite betragt
zuweilen 15 bis 65 Meilen, und seine Tiefe ist öfters, so bedeutend, daß er
von Banken, die 2-10' bis 300' unter dem Meeresspiegel liegen, in seinem
Laufe abgelenkt wird, wobei er mit einer Geschwindigkeit fließt, welche die der
Hauptströme des festen Landes bei gewöhnlichem Wasserstand bisweilen über¬
trifft. Der Wind übt seinen Einfluß nur auf die Ränder, aber nicht auf die
Hauptmasse des Meeresstromes aus. IV. Der Temperatur nach unter¬
scheidet inan kalte und warme Meeresströmungen.
Fünfte Abtheilung.
Die allgemeinen physikalischen Verhältnisse der im Luftkreise
vorkommenden Erscheinungen.
8. 54.
Die Gestalt und die Höhe der Atmosphäre.
Die Atmosphäre, ein Bestandtheil der Erde, nimmt wohl an der Form
des Erdkörpers Theil. Sie ist wahrscheinlich ein Sphäroid, wie die Erde
-selbst, dessen Abplattung nahe der Abplattung des Erdsphäroids gleich ist.
Der Halbmesser der atmosphärischen Plattkugel oder die Höhe der Atmo¬
sphäre läßt sich nicht genau bestimmen. Geht man von dem Satze aus, daß
ihre Grenze da liegt, wo die specifische Federkraft der Luft mit der Schwere
ins Gleichgewicht kommt, so würde ihre Höhe unter dem Aeguator 27,5 M.
und unter den Polen 27,1 M. betragen. Nimmt man aber an, daß ihre
Grenze da liege, wo die Lufttheilchen die Lichtstrahlen nicht mehr reflectiren, so
beträgt ihre Höhe beinahe 10 M.
§. 55.
Die Bestandtheile der atmosphärischen Luft.
Die atmosphärische Luft ist kein einfacher Körper, sondern besteht aus 3
Luftarten: aus Orygen oder Sauerstoff, dem Lebens- und Verbrennungs¬
princip, aus Az ot oder Stickstoff und aus kohlensaure m Gase. 100theile
atmosphärischer Luft enthalten
dem Gewichte nach dem Volumen nach
76,97 78,95 Azot.
23,08 21,00 Orygen.
0,15 0,05 Kohlensäure.