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welche daS Vaterland der Mandfchu, das Land ihrer Fabeln und der Schlüssel
China im Nord-Osten ist. Ghirin, am Songari-Fluß, Hauptstadt der
gleichnamigen Provinz; Verbannungsort für chinesische Staatsbeamte Tsitsi-
car, Hauptstadt der Provinz He long kiang.
8. 535.
Die Mongolei.
Die Mongolei ist 91,360 O.M. und wird von 3 Mill. Menschen
bewohnt: darunter sind '/r Mill. Chinesen, welche als Handwerker und
Ackerbauer angesiedelt sind. Die 2'/2 Mill. Mongolen oder Tataren
sind die Nachkommen jener Reiterschaaren, von denen fast ganz Asien über¬
schwemmt und auch ein großer Theil von Europa verheert wurde- Durch die
Eroberung China's und die Annahme des Buddhaismus sind die wilden Mon¬
golen ein friedliches, mildes und sanftes Hirtenvolk geworden, das trotz seines
Nomadenlebens sogar eine selbständige Literatur gewonnen hat. Die Vieh¬
zucht ist die Hauptbeschäftigung der Mongolen; das Schaf mit dem Fettschwanz
macht den Hauptreichthum auS; das Pferd ist -klein und unansehtilich, aber
ziemlich stark und schnell; das Kameel hat 2 Höcker; Rindvieh, Esel und
Maulthiere find selten. Die Nomadenplatze der verschiedenen Banner, in
»reiche die Mongolen getheilt werden, sind genau bestimmt. Die Mongolen
bereiten Filz zu ihren Jacken und Schafpelze zllr Winterkleidung. Ihre übri¬
gen Bedürfnisse, hauptsächlich Steinthee, Tabak, seidene und baumwollene
Zeuge, verschiedene Eisenwaaren, kaufen sie von den Chinesen und geben dafür
Kameele, Schafe, Ochsen und Pferde. Die Mongolen, deren Heer auf 350,000
Mann gebracht werden kann, haben eine rein militärische Verfassung.
Sie sind in 26 Aimak's (Stämme oder^ Fürstenthümer) getheilt, w'elche
ibre besondere Oberhäupter haben. Das größte und mächtigste Aimak ist das
Fürstenthum Kholka- Das Aufsichtsrecht übt der chinesische Kaiser durch
eine» chinesischen Militär- und Civil-Gouverneur. Die Mongolen
sind die größten Feinde der Chinesen; durch kluge Politik sucht sie aber der
Kaiser für sich zu gewinnen. Es gibt wenig städtische Wohn Plätze
Quer durch die Mongolei und die Gobi geht die Handelsstraße, »reiche China
mit dem russischen Reich verbindet. Auf dieser Straße liegen Kuku, Kho-
tun, Urga und Mai matsch in. Urga, "1000 E. ; Residenz des ange¬
sehensten Oberpriesters (Kutuchku), Hauptquartier der Mongolen-Fürsten und
des chinesischen Oberbefehlshabers; Stapelplatz aller Waaren des chinesisch¬
russischen Transito's. Maimatsch in liegt dem russischen Ort Kiachta
gegenüber. Diese beiden Handelsstädte sind das größte Emporimu im nord-
östl. Asien; Kaufleute aus Rußland und Sibirien, Buräten, Mongolen, Chi¬
nesen, Buchären, Oelöch, Tungusen u. a- finden sich hier, um hier einen leb¬
haften Handel zu treiben. Von hier aus gehr der größte Theil der Rha¬
barber und deS Thee's nach Europa. Kara-korum, ehemalige Residenz
deS Dschingis-Khan, Stifters des großen Mongoleu-Reiches (1201 bis 122?)
und seit 1371 auch Residenz der Mongolen. Uljassutai, wo sich die Ober¬
befehlshaber der mongolischen Fürstenthümer alle 3 Jahre zu einem Haupt¬
landtage versammeln, auf welchem die wichtigsten Angelegenheiten untersucht
und entschieden werden. Gobdo-Khoto, am Steppensee Jeke-Aral-Ror
(d. h. der große Insel - See).
8. 536.
T ü b e t.
Tübet ist 30,200 Q.M. groß und hat 4'/a Mill. E. Es ist seit 1720
von China abhängig. Die Tübetaner sind Ackerbauer, Hirten und