Full text: Die politische Geographie (Theil 3)

„Fischlein, Fischlein in dem See!“ 
„Was willst du, lieber Hans Dudeldee?“ 
fragte ihn das kleine Fischlein wieder. „Ach, eine rechte Kiste voll 
Geld!“ sagte er. „Gehe nur hin,“ antwortete das Fischlein, „in deinem 
Schlafzimmer steht sie!‘ Und wie er heim kam, stand in seinem 
Schlafzimmer eine ganz große Kiste voll Goldstücke. 
Nun ging alles hoch her bei ihnen; die Frau kaufte sich Kutsche 
und Pferde und ihrem Manne ein Reitpferd, und sie fuhren oft in 
die Städte und hielten sich einen Koch und Bediente. Da schalten 
sie die Nachbarinnen immer die hochmütige Fischerin. Das verdroß 
sie gar sehr, und sie lag ihrem Manne wieder an, er solle machen, 
daß sie über die Nachbarinnen alle zu befehlen habe. Und er ging 
wieder mit seinem Netze hinaus und tauchte es ein und rief: 
„Fischlein, Fischlein in dem See!" 
„Was willst du, lieber Hans Dudeldee?" 
fragte ihn das Fischlein. „Ich wäre gern ein Edelmann oder Graf 
und möchte, daß ich über alle meine Nachbarn zu befehlen hätte!“ 
Da sprach das Fischlein: „Gehe nur hin, es ist so!‘ Und als er heim- 
kam, da hatten die Nachbarsleute seiner Frau schon gehuldigt, und 
sie hatte schon ein paar von ihren Nachbarinnen einsperren lassen, die 
sie sonst hochmütige Fischerin gescholten hatten. 
Und jetzt fuhren sie oft in die Hauptstadt, wo der König wohnte, 
und wollten sich in die Gesellschaft mehrerer Grafen mischen; aber Jie 
wußten sich dort nicht nach Sitte zu betragen und wurden von allen 
verlacht, und einige Gräfinnen nannten sie nur die Fischgräfin und 
ihn den Fischgrafen Dudeldee. Da sprach sie wieder zu ihrem Manne: 
„Geh hinaus und laß dich zu einem Könige machen! Denn ich will 
nicht mehr Fischgräfin heißen, ich will Königin sein." Aber Hans 
Dudeldee riet ihr ab und sagte: „Bedenke doch, wie wir arm waren 
und uns ein Hüttlein wünschten wie das schlechteste von unseren 
Nachbarhäusern. Jett haben wir alles im Überflusse, nun laß uns 
doch genug haben!“ 
Die Frau aber wollte nicht genug haben und sprach: „Was, ich 
soll mich Fischgräfin schelten lassen? Ich soll den Hochmut der Stadt- 
weiber ertragen? Nein, sie müssen wissen, wer ich bin: ich will's ihnen 
zeigen! Und du willst auch so einfältig sein und willst dir's gefallen 
lassen?“ – So zankte sie fort, bis er ihr versprach, Jie zur Königin 
zu machen. 
Darum ging er hinaus an den See und sagte wieder sein altes 
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