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Drittes Kapitel
Die tributpflichtigen Lander des chinesischen Reiches
§. 539.
Das Königreich Gorkha oder Nepal.
Das Königreich Nepal besteht aus einer Menge ehemals unabhän¬
giger Bergstaaten, welche durch die Gorkha-Familie zu Einem Staate vereinigt
worden sind. Nepal ist 2300 Q.M. groß und ernährt 2V2 Mill. Menschen.
Die Nepalesen sind Nachkommen der Hindus mit tübetanischer Mischung.
Sie bekennen sich theils zürn B rah m a ismus, theils zum Buddhaisinus.
Der Ackerbau erzeugt Reis, Mais und Baumwolle. Außer dem Schaf gibt
es kein Hausthier. Gold kommt in den Flußbetten vor; der Bergbau ge¬
winnt Kupfer, Blei, Eisen, Schwefel. Unter den technischen Gewerben
blüht besonders die Fabrikation von Metallwaaren; Handel wird mit dem
britischen Indien und mit Tübet getrieben. Die Regierung liegt in den
Händen der kriegslustigen Gorkha-Familie, welche über ein europäisch -discipli-
nirtes Heer von 20,000 Mann gebieten kann und deren Eiirkünste sich auf
4 Mill- Thaler belaufen. Seit 1792 sind die Ghorka's dem chinesischen Kaiser
tributpflichtig- Die wichtigsten Orte sind: Kathmandu, 48,000 bis
50,000 E.; Hauptstadt. Lalita Patau, dem Range nach die zweite Stadt.
Bhatang ist die Schule der Gelehrsamkeit; in den Tempelbibliotheken finden
sich reiche Schätze für Sanscrit und buddhaistische Literatur. In den beiden
letztern Städten finden'sich bedeutende Manufakturen von Kupfer, Bronce
und Gkockenmetall. Ghorka, früher Residenz der Ghorka, jetzt unbedeutend.
8- 540.
Das Königreich Bhutan. ¿
Das Königreich Bhutan ist 1200 Q.M. groß und hat '/2 Mili. E.
Die Hauptmasse der Bevölkerung bilden die Bhotiya's, eine tübetanische
Völkerschaft mit strengem Buddhadienst. Die Zweige der physischen
und technischen Kultur stehen etwa auf derselben Stufe der Entwickelung,
wie in Nepal. Der Fürst, welcher den Titel DH er ma Radscha führt,
stellt eine Verkörperung der Gottheit dar; er ist geistliches Oberhaupt, aber an
den Regierungsgeschäften darf er keinen Antheil nehmen. Diese verwaltet der
Daeb Radscha oder der Premierminister, dem ein zahlreicher Beamtenstand
untergeordnet ist. Tassisudon, Sommerresideuz des Daeb Radscha. Im
Thal von Panukka liegt sein Winterpallast.
§. 541.
Das Königreich Siam.
Das Königreich Siam ist 13,330 Q.M. groß und zählt 5 Millionen
Einwohner, davon V* Million dem malayischen Stamm, y4 Million
den wilden Bergbewohnern im Innern (die Kariang und Laos, die
Tschong und die schwarzen Negritos), 1 l/2 Mill. den angesiedelten Chi¬
nesen und 3 Mill. den Siamesen nnd Kambodschanern angehört.
Chinesen, Siamesen und Kambodschaner bekennen sich zum Buddhais¬
mus, die Malayen zum Islam. Außer diesen Völkerschaften gibt
es auch Hindus mit dem Brahmakult und einige tausend
Nachkommen früher angesiedelter Portugiesen, welche zu den schlech¬
testen Menschen gehören, obgleich sie Christen sind. Die Siamesen sind unter