Full text: Allgemeiner Theil (1)

205 
Die geographischen Verhältnisse des Thierreiches. 
4. Gleichwie in der Luft verschiedene Regionen an den Gebirgen existiren, 
wonach hauptsächlich bei den Insekten, die bis an die Schneegrenze gehen, 
sich eine ganz ähnliche Vertheilung kund gibt, als nach den Polen hin; so 
zeigt auch das Meer in verschiedenen Tiefen, theils wegen des 
Drucks und der Temperatur des Wassers, theils und besonders wegen der 
Brandungen an den Küsten bemerkenswertste Unterschiede in sei¬ 
nen Bewohnern. So gibt es gewisse Seethiere, welche auf Strichen 
ausdauern, die bei gewöhnlicher Ebbe trocken sind; andere, die nur da leben 
können, wo die stärksten Ebben den Strand trocken legen, und wieder an¬ 
dere, welche sich beständig unter dem Meeresspiegel aufhalten müssen. Corallen 
bauen sich vielleicht nirgend auf der Erde in sehr großen Tiefen an. Einige 
Mollusken, die auf hohem Meere leben, kommen bald an die Oberfläche, bald 
sinken sie in große Tiefen hinab; dagegen wohnen wieder andere beständig 
auf dem tiefen Boden des Meeres, noch andere nur an den Felsen der Ufer. 
Die Seethiere sind im Allgemeinen einer größeren Verbreitung fähig, als die 
des festen Landes; am beschränktesten sind Bach- und Teichbewohner, wie 
gewisse Fische, und einige Hochgebirgs- und Znselthiere. Im Uebrigen haben 
die mit ausgezeichneten Bewegungsorganen, wie Vögel und Fische lehren, 
einen weitern Verbreitungsbezirk, als die mit schlechten. 
5. Meist haben die Arten einer Gattung oder eines Ge¬ 
schlechts [germs] eine ziemlich gleiche geographische Verbrei¬ 
tung: so die vierhändigen Säugethiere, die Kolibris und Papageien der 
warmen Erdstriche. Dagegen liefern die artenreichen Gattungen der Hunde 
und Eichhörnchen in ihrer Verbreitung überall (die Eichhörnchen kommen je¬ 
doch nicht in Australien vor) Beispiele von Geschlechtern, welche von den 
äußersten bewohnbaren Polarregionen bis zu den Tiefebenen des Aequators 
reichen; ferner die Reiher, Möwen, Sturmvögel, die eigentlichen Raubvögel, 
welche selbst im höchsten Norden angetroffen worden, die Haie und mehrere 
andere Fische. Auch unter den Insekten kommen manche Familien (wie Ca¬ 
losoma-Arten, Maienkäfer, Wasserjungfern, Fliegen, Stechmücken, Hummeln) 
fast überall auf der Erde vor. 
§. 163. 
Wie geographische Verbreitung der Ausgustthierchen, Polypen, Strahlthiere, 
Weichthiere, Würmer, Krustenthiere, Spinnen und Insekten. 
1. Die Aufgußthierchen leben in ungeheurer Anzahl vorzüglich in stehenden 
Süßgewäsiern, so wie in künstlichen Aufgüssen überall, wo sich organische Stoffe zer¬ 
setzen, im Meere, zu dessen Leuchten sie beitragen, auch im Magenschleime der Regen¬ 
würmer, Salamander n. s. w. Sic sind unter allen Thieren am weitesten verbreitet. 
Ihre Vermehrung grenzt ans Unendliche. 
2. Alle Polypen leben im Wasser, die meisten 3—12' tief unter der Meeres¬ 
oberfläche von Infusorien, welche sie mit ihren Fangarmen ergreifen. Manche bilden 
Korallenriffe. Man kennt gegen 3500 Arten. Sie werden gebraucht zum Kalkbren¬ 
nen, zu Mörtel, am rothen Meere auch zum Häuserbau (die Städte Tor und Dschidda 
in Arabien sind meist aus Korallenstämmen erbaut) oder zu Schmucksachen, wie die 
Blutkoralle, t) 
fr- Blutkoralle [Isis nobilis] ist ein wegen seiner schönen rothen Farbe 
geschätzter, bejonders im Orient zu Schmucksachen verwendeter, Polyp. Er lebt im 
mittelländischen Meer (an den balkarischen Inseln, an der Küste der Provence, der 
Sudküise von Lucilien und der asrikanilchen Külte von Barka), im persischeu Meer¬ 
busen, in dem nach diesen Korallenbänken benannten rothen Meere, an der Küste
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.