Full text: Allgemeiner Theil (1)

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Die geographischen Verhältnisse deS ThierreicheS. 
einiger (Skorpione, Vogelspinne) macht sie bei vielen Menschen zu verhaßten Thieren. 
Schädlich sind die Mehlmilbe, die Krätzmilbe des Menschen und des Pferdes, die 
Vogelmilbe rc. Man kennt über 3000 Arten von Spinnenthieren. 
8. Keine Thierordnung ist so weit verbreitet, als die der Insekten; fast überall, 
wo organische Wesen sich finden, leben auch Insekten; auf dem Meere hat man jedoch 
nur einen Taumelkäfer und eine Wanzengattung rudernd gesunden. Die meisten 
leben auf der Erde, manche indeß als Larven im Wasser, als vollkommene Insekten 
in der Lust. Die Zahl der bekannten Jnsektenarten schätzt man auf 80,000. Die 
meisten leben in den Tropenländern, wo Wärme und üppige Vegetation ihre Ver¬ 
mehrung besonders begünstigt. Hier sind die Nächte von Myriaden von Feuerfliegen 
erhellt. Hier ist aber auch die Lust mit kleinen Insekten erfüllt, von denen viele 
schmerzhafte Stiche verursachen, und in den Wäldern schwärmen sie in so ungeheurer 
Menge, daß der Reisende es kaum vermeiden kann, bei jedem Athemzuge davon ein¬ 
zusaugen. Heuschrecken und selbst Falter richten die größten Verwüstungen, auch noch 
außerhalb der heißen Zone längs ihrer Grenzen, an und treiben sogar ganze Völ¬ 
kerschaften vor sich her. In den wärmeren Klimaten der gemäßigten Zone sind die 
Insekten noch immer sehr überläftig; aber weiter gegen Norden verhindert der Win¬ 
terfrost ihre Vermehrung, und sie erzeugen keine ernstlichen Beschwerden mehr, außer 
während der wärmsten Jahreszeit und in sehr sumpfigen Landstrichen, wo selbst in 
Sibirien Schwärme geflügelter Insekten den Reisenden belästigen. Die Insekten sind 
aber auch von sehr großem Nutzen für den Menschen. Von den Insekten werden die 
Heuschrecken in Nordafrika und in Westindien und Ameisen von mehreren brasiliani¬ 
schen Völkern gegessen. Die Honigbiene^) liefert Honig. Als Arzneimittel wird die 
spanische Fliege gebraucht. Farbestoffe und Manna geben einige Arten von Schild- 
läusen?), Kleidungsstoffe die Seidenwürmer.3). 
') Die Honigbiene [Apis mellifíca] hat ihre Heimath im gemäßigten Erd¬ 
strich der westlichen alten Welt und liefert Honig und Wachs. 
2) Die Schild laus [Coccus], welche einen rothen Farbestoff liefert, wird ge¬ 
meiniglich Koschenille genannt. Die ächte Koschenillelaus [Coccus cacti] lebt 
auf der Cochenillesackeldiftel [Cactus opuntía] in der heißen Zone Amerika's, in 
Peru, Quito, Neugranáda, auf einigen Inseln Westindiens, besonders aber in Mexico 
und Guatemala; seit 3O Jahren ist sie auch nach Malaga in Spanien verpflanzt. 
Die Weibchen liefern die berühmte Koschenille zu Scharlach- und Carminfarbe. Auf 
1 Pfund gehen etwa 70,000 Thierchen. Im Anfange dieses Jahrhunderts führte 
Amerika jährlich für 6 Mill. fl. aus. Die Gummilack schildlaus [C. lacea] 
lebt in Ostindien aus dem indischen und heiligen Feigenbäume und auf andern Bäumen. 
Durch ihren Stich fließt aus diesen Bäumen das Gummilack [Stocklack, Körnerlack, 
Schelllack], wegen seiner Benutzung zu Firnissen, Kitten, Siegellack u. s. w. ein be¬ 
deutender Handelsartikel. Die Kermesschildlaus [0. Meis] lebt auf der süd- 
europäischen Kermeseiche und auch in den südlicheren Univnsstaaten Nordamerika's. 
Sie liefert die Kermes- oder Scharlachkörner des Handels, welche statt des theuren 
Koschenille zum Färben und zur Bereitung eines schlechten Karmins benützt werben. 
Von den Kermeskörnern hat die kermesin- oder carmoisinrothe Farbe ihren Namen. 
Die polnische Eoschenille [C. polonicus] entsteht durch Würmchen, die an den 
Wurzeln verschiedener Pflanzen hangen. Vor der Entdeckung Amerika's war sie ein 
wichtiger Handelsartikel, und man sammelte sie in Polen, Westrußland, Galizien, 
Preußen, dem nördlichen Deutschland und Ungarn. Die Mannaschildlans [0. 
inanniparus] bewirkt durch Anstechen der Mannatamariske in Arabien, der sinaiti¬ 
schen Halbinsel und andern Gegenden das Hervorquellen des Manna. 
3) Die Seidenraupe [Vomb^x Alori] wird im Freien gezogen in China und 
Ostindien, Iran, Kleinasien und im Libanon. Zwei Mönche brachte 555 ans China 
Eier nach Constantinopel, von wo sich die Seidenzucht 1130 nach Italien und 1470 
nach Frankreich verbreitete. In Europa wird die Seidenraupe nur in Häusern ge¬ 
zogen, und zwar in Italien, Frankreich, Spanien, in der österreichischen Monarchie, 
in der Türkei, in Griechenland, Portugal, in den südlichen Gonv. Rußlands, in 
Preußen und Baiern. Auch in den vereinigten Staaten von Nordamerika hat die 
Seidenkultur Eingang gefunden, sehr vernachlässigt ist sie in Südamerika. Europa 
verbraucht an roher Seide wenigstens 10,100,000 Pfd. im Werth von 50'A Mill. 
ifylr. [das Pfd. zu 5 Nthlr. gerechnet]. Die Seidenproduction der europäischen 
Lander beläuft sich auf annähernd 12,140,000 Pfd. im Werth von 64,770,000 Thlrn.
	        
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