Full text: Allgemeiner Theil (1)

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Die geographischen 
Verhältnisse des Thier'reich es. 
sehr gesuchte Sveise. Manche Mische bilden einen sehr wichtigen Handelsartikel, so 
besonders der Häring und die Sardelle, der Kabelsau und der Stör. Ueberdicß wird 
der Thran von Stockfischen, Haien, Häringen und von mehreren andern Fischen in 
Lampen gebrannt. Die Leber des Kabeljaus liefert ein wichtiges Arzneimittel. 
Manche Fische mit schlechtem Fleisch gebraucht man als Dünger; den rohen Völ¬ 
kern dienen die Fischgräte als Nadeln; von Rochen und Haien benutzt man 
die rauhe Haut zum Poliren u. dgl. 
6. Von den Makrelen leben in großer Menge die gemeine Makrele 
[Scomber 8C0inbru8; l'A bis 3' i.], der Thunfisch [Sc. thynnus; 6 — 18' l., 
3 — 6 Ctr. sch wers im mittelländischen Meer, in der Nord- und Ostsee, der Schwert¬ 
fisch [Xiphias gladius; 15 — 18' I., 4 — 5 Ctr.j in dem mittelländischen Meere. 
Sie liefern ein sehr beliebtes Nahrungsmittel. Besonders wird der Thunfisch in un¬ 
geheurer Menge an den europäischen Küsten des Mittelmeeres gefangen. Die Ma¬ 
krele lieferte den Römern ihr berühmtes Darum [Fischbrühej; dafür ist jetzt die Sar- 
dellenbrühe Mode geworden. 
7. Unter den Lachsen liefert der Salm [Salmo sälar; 2— 5' l.j eine sehr ge¬ 
suchte Speise. Im Mai zieht er aus den nordischen Meeren in geordneten Schaaren 
aufwärts in die Flüsse Europa's, Asien und Amerika's. Die Tungusen kleiden sich 
in gegerbte Lachshäutc. Die gemeine Forelle [8. famos und die Alpenfo¬ 
relle [8. alpluusj leben in den süßen Wassern der gemäßigten und kalten Zone. 
Letztere ist zu Zeiten die einzige Nahrung der schwedischen Lappen, so wie der grön¬ 
ländische Lachs nebst Seehuudsfleisch die Hauptnahrung der Grönländer. 
8. Das ganze Häringsgeschlecht [Elupeaceij, besonders aber der gemeine 
Häring [Clupea hargngus], die Sprotte [C. sprättus], die Sardelle [C. Sar- 
dina], die Anchovis [—tschöwis ; Engraulis encrasichölus] und der Pilch ard 
f—tschard; C. pilchardus] werden in ungeheurer Menge gefangen. Der 10—12" l. 
Häring bricht im Frühjahr aus seinem Winterquartiere jenseits des nördlichen Po¬ 
larkreises auf, und zieht in regelmäßigen sehr großen Zügen gegen Süden an die 
nördlichen Küsten von Europa, Asien und Amerika, um zu laichen; gegen den Herbst 
verschwindet er dann wieder. Für die nördliche Erde ist er der wichtigste Fisch; 
jährlich nwrden über 1000 Mill. Häringe gefangen. Der Hanptfang dauert von Jo¬ 
hannis bis Jakobi. Die holländischen Häringe sind die besten. Man benutzt sie 
frisch, gesalzen und geräuchert (Bücklinge). Die Sprotte, 4—5" l., lebt in der 
Ost-und Nordsee, und wird wie der Häring zubereitet. Sehr geschätzt sind die kieler 
Sprotten (Flückhäringe). Die 4" l. Sardelle, der schmackhafteste Häring, wird 
an den englischen, bretagnischen und den südeuropäischen, der 10—12" l. Pilchard 
besonders an den südlichen Küsten Englands und den nördlichen Frankreichs gefangen. 
9. Von den Schellfischen [Gadrni] sind zu nennen der gemeine Sch ell- 
fisch [Gadus aeglefrnus; 21/2 und 2 bis 3 Pfd. schwer) und der Kabeljau [G. 
morrhüa; 2 — 4' I., 12 — 30 Pfd. schwer). Jener wird hauptsächlich an den briti¬ 
schen Küsten der Nordsee, dieser au den nordenropäischen und uordamerikanischen Küsten 
des atlantischen Oceans, besonders bei Norwegen, Island, Labrador und auf der 
Bank von Neufoundland gefangen. 0 
10. Zum Stör [Accipenser] gehören 4 Gattungen: der gemeine Stör 
[A. sturio], der Hausen [A. huso], der Sterlet [A. ruthenus] und der 
Scherg [A. stellätus). Diese Wandcrsische werden in zahlloser Menge wegen ih¬ 
res wohlschmeckenden Fleisches, wegen der Schwimmblase, aus welcher der Fischleim 
oder die Hausenblase verfertigt wird, und wegen des Rogens, der als Kaviar in 
den Handel kommt, gefangen. Der Stör, 6 — 18' l., 100 — 400 Pfd. schwer, lebt 
in großer Menge in den nordamerikanischen Flüssen, in allen Meeren, besonders in 
den östlichen Meeren Europa's und in den Binnenmeeren Asiens. Er ist ein Wan- 
derpich, und steigt in langen, schmalen Zügen die Flüsse, besonders die südrussischen 
Ströme, hinauf. In Rußland fängt man durchschnittlich 4 Mill. Pfd. jährlich und 
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J) 1829 wurden auf der Bank von Neufoundland 400 Millionen Stück Kabeljau von 
24,000 Seeleuten gefangen, und doch scheint sich die Menge Fische daselbst noch nicht 
vermindert zu haben. Den Fang betreiben Normänuer, Dänen, Schweden, Ham¬ 
burger, Holländer, Belgier, Briten, Franzosen, Nordamcrikaner. Der Fisch heißt im 
Handel Kabeljau (im frischen Zustande), Laberdan (gesalzen), Stockfisch (an Stan¬ 
gen getrocknet), Klippfisch (gesalzen und getrocknet). Aus der Leber wird der neuer¬ 
dings häufig als Heilmittel angewandte Leberthran bereitet. 
V ölter, Lehrbuch der Geographie. I. 
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