Die geographischen Verhältnisse deS Thierreiches. 215
4. Die Einhufer sind der alten Welt eigenthümlich. Durch die Europäer
wurde das Pferd nach Amerika, dem Kap und Australien gebracht.')
5. Die Vielhnfer oder Dickhäuter [Pachyäerrnäta] sind über einen großen
Theil der Erde verbreitet. Ihre vornehmste Heimath ist die Tropenzone; gegen Nor«
den reichen sie bis zum 58», gegen Süden bis zum 40° Br. Ihre größte Verbrei-
tung haben sie in der alten Welt: fast ganz Afrika und ganz Süd« und Mittelasien,
so wie der kontinentale Theil von Europa ist von ihnen bewohnt, gegen Osten rei¬
chen sie bis über den indischen Archipelagus, bis nach Neuguinea und Nenbritanien.
Das australische Festland aber kennt keine Dickhäuter und von der neuen Welt haben
sie nur Süd- und Mittelamerika inne. Unter den Dickhäutern finden sich die Riejen
der Landsäugethiere: Elsphant, Nashorn und Flußpferd, die in den heißesten Län¬
dern der alten Welt ihre Heimath haben.")
die ganze Erde in Menge verbreitet. Columbus brachte es nach Amerika, wo eö sich,
besonders in Südamerika, ungeheuer vermehrt hat, so daß in den Pampas von Buenos
Ayres 12 Mill. Stück Rindvieh und 3 Mist. Pferde weiden, ohne die große Zahl
derer zu rechnen, zu denen sich kein Eigenthümer bekennt. Die Engländer verpflanz¬
ten es nach Australien. Die meisten Nassen der heißen Zone haben meistens einen
Fetlhöcker ans dem Widerrist [Buckelochs, Zehn). Das Rind ist in vielen Ländern
Zugthier, in Südafrika und Vorderindien auch Reit- und Lastthier. Milch, Butter,
Käse, Fleisch, Talg, Fesi des NindeS sind wichtige Nahrungs- und Handelsartikel.
Die besten Käse verfertigt man in der Schweiz, in Holland, England, Frankreich
und in einem Theile des nördlichen Italiens; den meisten Talg liefert Rußland.
1) Das Pferd [Equus cabällus] ist ein fast über die ganze Erde verbreitetes,
muthiges und gelehriges Hausthicr. Bei vielen Völkern Asiens und Afrika's bildet
eS den Hanptreichthum. Von den vielen Raffen desselben sind die arabischen, per¬
sischen, tlirkomaunischen und englischen Pferde am geschätztesten. In verwildertem
Zustand befindet es sich in den Steppen Mittelasiens, Osteuropa's und Südamerika's
oft inHeerden von 10,000 Stück. DerDschigg eta l' [Eq. hemfonus] und der wilde
Esel [Eq. onäger] bewohnt die Steppen Mittelasiens; der zahme Esel [Eq.
asinus] gedeiht in warmen Gegenden besser, als in kalten. In vielen Gegenden
des Morgenlandes und Nordasrika's, in Italien, Spanien und Portugal reitet man
mehr auf Eseln, als aus Pferden. Nach Amerika wurde er durch die Spanier ge¬
bracht; dort läuft er auf den Hochebenen von Quito in außerordentlicher Menge
wild umher. Das Zebra bewohnt Afrika vom 7° N. Br. bis zur Südsvitze, das
Quagga und das wilde Paard [Eq. Burchellii] nur Südafrika. Eine ante-
diluvianische Gattung ist das Pferdthier [Hipp ottieni um] mit 14 Zehen an den
Vorderfüßen.
2) 1. Der indische Elephant [Eleplras indierà] lebt heerdenweise in Süd¬
asien und wird hier als Zuchtthier gebraucht; der afrikanische [E. africänus]
lebt heerdenweise in Afrika zwischen 16° N. und 32° S. Br. Ausgestorben sind das
Mammuth [E. primigenms] und das Maft8don.
2. Das Flußpferd [Hippopotamus] lebt an den Flüssen des mittlern und
südlichen Afrika, steckt bei Tage im Schilf und im Wasser, und geht bei Nacht hervor.
3. Das Schweinsgeschlecht [Sus] ist das gattnngsreichfte unter den Dick¬
häutern. Uriprünglich war cs nur auf die alte Welt beschränkt, Columbus brachte
das zahme Schwein nach Amerika. Die Wildsau [8. 8crofa] lebt in Nordafrika, ,
im mittlern und südlichen Europa, mit Ausnahme der iberischen und italischen Halb¬
insel, in West- und Jnnerasien bis nach Japan. Viele Schweinsgattungen, darunter
der gut fchwimmende, hochbeinige Hirscheber [8. babyrüssa], finden sich in In¬
dien. Das Waldfchwein [8. larvätus] lebt int südlichen und südöstlichen Afrika
sammt Madagascar. Das zahme Schwein [8. domesticus] ist in mehreren Rassen
als nützliches Hausthier über einen großen Theil der Erde verbreitet.
4. Das Bisamschwein [Dicotyles] lebt in Rudeln in Südamerika.
5. Das Warzenschwein [Phacochoerus africänus] ist sehr wild und lebt in
Afrika.
6. Das zweihörnige Nashorn [Bhinoceros bicörnis] lebt auf Sumatra
und in Afrika vom Senegal und von Habesch bis in die Kapcolonie; das einhör-
ni ge [Eh. unicörnis] in ganz Indien und im südlichen China. Vorweltliche Gattun¬
gen: Acerothenum ; Elasmotherium.