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Bischof zum Oberhaupt der Christenheit (1046). — An äußeren Feinden
hatte Heinrich nur gegen die Ungarn zu kämpfen. Indem er siegreich
bis nach Stuhlweißenburg, der Krönungsstadt der ungarischen Könige,
vordrang und den Ungarnkönig Peter nötigte, seine Krone von ihm zu
Lehn zu nehmen, verlieh er dem Deutschen Reiche seine größte
Ausdehnung.
3. Heinrich IV. 1056-1106.
a. Seine Jugend. 1) Heinrich war bei dem Tode seines Vaters
noch ein Knabe von 6 Jahren. Deshalb führte seine Mutter, die Kaiserin
Agnes, für ihn die Regierung. Unter ihrer schwachen Hand riß Un-
sicherheit an der Reichsgrenze ein, und auch im Innern regten sich, da
die Kaiserin ihre Verwandten begünstigte, Zwietracht und Unruhe. An
der Spitze der Unzufriedenen stand der mächtige Erzbischof Hanno von
Köln, ein harter und schlauer Mann. Dieser beschloß, um die Herrscher-
gewalt an sich zu reißen, sich des jungen Kaisers zu bemächtigen und ihn
unter seine Vormundschaft zu bringen.
„Die Kaiserin war mit ihrem damals zwölfjährigen Sohne zu Kaisers-
Werth am Rhein, als Hanno auch an ihrem Hofe erschien und nach frohem
Mahle den jungen Kaiser wie zur Kurzweil aufforderte, in seinem schönen Schiffe
eine Lustfahrt auf dem Rheine zu machen. Arglos stieg der Knabe mit Hanno
und einigen der Verschworenen ein; da fielen die Knechte in die Ruder, und das
Schiff ward eilig davon geführt. Die Mutter wehklagte ihm nach vom Balkon,
die Räuber verwünschend folgte das Volk am Ufer, der junge Kaiser selbst, er-
schreckt und den Tod fürchtend, sprang in den Rhein, aus dem man ihn nur
mit Mühe rettete."
2) Unter der Vormundschaft Hannos wurde der junge Kaiser sehr
streng erzogen. Deshalb gelang es dem Erzbischof Adalbert von
Bremen, einem ehrgeizigen Manne, das Vertrauen Heinrichs zu gewinnen
und diesen, als Hanno auf einer Reise nach Italien abwesend sein mußte,
ganz unter seine Vormundschaft zu bringen. Adalbert erzog den jungen
Heinrich zu einem Fürsten, der seinem Stolze und seiner Herrschsucht keine
Zügel anlegte. Schon mit dem 16. Jahre machte er ihn durch die Schwert-
umgürtung mündig, blieb aber noch mehrere Jahre hindurch sein Ratgeber.
b. Sein "Kampf mit den Sachsen. 1) Erzbischof Adalbert, den die
sächsischen Großen an der Vergrößerung seines Bistums gehindert hatten,
flößte dem jungen Kaiser besonders einen tiefen Haß gegen die Sachsen ein.
Daher ging im Sachsenlande die Rede, Heinrich habe, von einer Bergeshöhe
das Land überschauend, gesagt: „Sachsen ist ein schönes Land, aber die es
bewohnen, sind verworfene Knechte!" Und wirklich bedrückte Heinrich die
Sachsen aus das härteste. Um seine Gewalt fest zu gründen, ließ er auf
hervorragenden Anhöhen feste Burgen erbauen und besetzte diese mit fränkischen
Rittern, von deren Gewalttätigkeit die Umwohner viel zu leiden hatten.
2) Diese Gewaltthätigkeiten erregten das Sachsenvolk auf das tiefste.
Geistlichkeit, Adel und freie Bauern berieten auf einer „Tagfahrt" (d. i. Ver¬
sammlung), wie dem Unglück des Landes zu steuern sei. Da einigten sie
sich, ihre alten Rechte und Freiheiten mit Waffengewalt gegen den Kaiser
zu verteidigen. Otto von Nord heim, ein tapferer Graf, trat an die
Spitze der schnell gesammelten Sachsen, und 80,000 Mann stark rückten