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Der deutsche Bund.
der Weser. An der Donau lebten Schwaben, vornehmlich
an der Ostseite des Schwarzwaldes und Baiern. Zwischen
der Weser und Elbe breiteten sich Sachsen, zwischen der
Saale und Werra Thüringer ans. Diese Völker gehorchten
Oberbefehlshabern oder Herzogen. Unter diesen gelangten
die Herzoge von Franken zu einer so großen Macht, daß ihr
die Alemannen und Thüringer nicht widerstehen konnten.
Karl der Große bezwang auch die Sachsen. Als die deutschen
Beherrscher von seinem Stamme ausgestorben waren, wählten
sich die deutschen Völker einheimische Könige aus den kräf¬
tigsten und angesehensten Familien ihrer Herzöge. An die
sächsischen reihten sich die fränkischen, schwäbischen und andere
Fürstenfamilien an. Seit länger als 300 Jahren behaupteten
sich aber Herzöge von Oesterreich auf dem deutschen Königs¬
throne, mit welchem seit den fränkischen Königen auch die
römische Kaiserkrone verbunden war. Unter der Herrschaft
der Könige wurden die kleineren deutschen Völkerstämme von
Landgrafen, Markgrafen und Herzögen regiert. Diese be¬
nutzten die öftere Abwesenheit der Könige, die ihre Kaiser¬
rechte in Italien behaupten wollten, aus bloßen Statthaltern
sich zu unumschränkten Landesherren zu erheben. Ihrem
Beispiele folgten die Erzbischöfe, Bischöfe und Aebte. So
entstanden die vielen größeren und kleineren Staaten, in
welche Deutschland jetzt getheilt ist. Die vornehmsten unter
den Fürsten waren diejenigen geistlichen und weltlichen
Herren, welche sich das ausschließliche Recht, als Kurfürsten
den König zu wählen, zugeeignet hatten. Diese Verfassung
Deutschlands erreichte jedoch ihr Ende, als der letzte römisch
deutsche Kaiser Franz II. durch die Folgen, welche die
französische Revolution in Deutschland hervorbrachte, sich
veranlaßt sah, der deutschen Kaiserwürde am 6. August 1806
zu entsagen. Nach dem Sturze Napoleons I. wurde das
alte Reich nicht wieder hergestellt, sondern die unabhängigen
deutschen Staaten traten zu einem deutschen Bunde zu¬
sammen, zu dem jetzt 30 Fürsten und 4 Städte gehören.