144 Sechster Abschnitt. Von dem Auftreten Lnther's bis zur Beendigung rc.
den Städten etliche Ratsherren erwählen soll, welche die Sache freundlicher
Weise handeln und stillen möchten." Aber die Bauern gingen zu roher Ge¬
waltthat und grausamer Selbsthilfe über. Georg Metzler, ein Schenkwirt aus
dem Schwarzwalde, zog mit einem wüsten Haufen vor das Schloß Weinsberg,
in welchem der Graf von Helfenstein seinen Wohnsitz hatte. Derselbe hatte
seine Bauern bisher von dem Aufstand zurückgehalten. Nun wurde das Schloß
gestürmt, und der Graf mit den gefangenen Rittern vor den Augen seiner
jammernden Frau in die Spieße der Bauern getrieben. Vor dem Grasen,
der zum Tode geführt wurde, ging sein früherer Pfeifer Melchior Nunnen-
macher; er spielte ein lustiges Stücklein und sagte dann: „Hab' ich dir nicht
so oft zur Tafel gepfiffen, so spiel ich dir nun billig zu einem andern Tanz
auf." Siebzig Ritter fanden hier unter den Spießen der Bauern einen grau¬
samen Tod. Auch an anderen Orten wurden von dem rohen Volke große
Greuel verübt. Luther schrieb jetzt gegen die „stürmenden Bauern" eine
Schrift, in der er jedermann aufforderte, die Bauern zu würgen und totzu¬
schlagen. Luther hielt es streng mit dem Wort: „Jedermann sei Unterthan
der Obrigkeit!" Wohin wäre es gekommen mit dem deutschen Lande, wenn
solche wilde Rotten die Oberhand gewonnen hätten! —
Da vereinigten sich die Fürsten zur Unterdrückung der Aufständischen.
An der Spitze des schwäbischen Bundesheeres stand Georg Truchseß von Wald¬
burg. Er durchzog Schwaben und Franken und bestrafte mit eiserner Strenge
die Übelthäter. Auch der Erzbifchof von Trier, der Kurfürst von der Pfalz
und der Herzog von Lothringen zersprengten mit ihren Heeren die ungeord¬
neten Haufen der Bauern und nahmen an denen, die ihnen in die Hände
fielen, oft unmenschliche Rache. Wohl gab es viele Schuldige, die durch ihre
Greuelthaten ein strenges Gericht verdient hatten; aber auch manch armer
Verführter war darunter, gegen den man wohl hätte sollen Gnade walten
lassen. Es ist ein böses Ding um den Aufruhr, der Unschuldige muß mit
dem Schuldigen leiden.
Thomas Münzer war nach Mühlhausen in Thüringen gezogen und hatte
auch hier weit und breit den Aufruhr erregt. Mit biblischen Verheißungen
suchte er seine böse Sache zu schüren. Er ermahnte das Volk: „Rur dran,
dran, dran, well das Feuer heiß ist, laßt euer Schwert nicht kalt werden vom
Blut! Dran, dran, weil ihr Tag habt; Gott geht euch für, folgt! Laßt
euch nichts erbarmen, wie Gott durch Mosen befohlen hat!" (5. Mos. 7.)
Zu dieser bösen Zeit 1525 war Friedrich der Weise, der Beschützer und
Freund Lnther's, gestorben. Ihm folgte sein Bruder Johann, der Beständige
zubenannt. Er verband sich mit den Fürsten von Hessen und Braunschweig;
die sandten ein Heer gegen die Empörer, welche bei Frankenhausen sich auf
einem Berge gelagert hatten. Die Fürsten sandten einen Boten zu ihnen, der
ihnen Gnade anbieten sollte, wenn sie friedlich auseinander gingen und die
Rädelsführer auslieferten. Aber Thomas Münzer hielt eine feurige Rede an
die Bauern. Keiner sollte sich fürchten vor den Kugeln der Feinde, er wolle
sie mit seinen Ärmeln auffangen. Die Bauern ließen sich von dem Betrüger
nochmals bethören und griffen zu den Waffen. Sie konnten aber dem Heere
der Fürsten nicht standhalten, sondern wurden mit leichter Mühe auseinander
gesprengt. Nun kannten die Fürsten keine Gnade mehr, und schrecklich wütete