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Kohlrausch.
Städtebund gegründet. Statt eines Gegners fand Barba¬
rossa nun deren zwei: den Papst und den Bund. Alessandria
hatte ihm trotzen können, Mailand war wieder auferstanden
aus Trümmern und Asche. Deutschland verweigerte nach¬
drückliche und ausreichende Hilfe, Heinrich der Löwe ver¬
sagte dem Kaiser seine Gefolgschaft.
So fand ihn der Tag von Legnano. Zwischen dieser
Stadt und dem Ticino hatten die Mailänder, zu denen
die Bürger von Piacenza, Verona, Brescia, Novara,
Vercelli und andern Orten gestoßen waren, ihr Lager auf¬
geschlagen. Gern hätte Barbarossa die Schlacht vermieden;
aber Lombarden, die auf Kundschaft ausgeschickt waren, ge¬
rieten in ein Gefecht mit einer deutschen Abteilung, und
ihr mußte das ganze kaiserliche Heer zu Hilfe kommen.
So wurde aus dem Gefecht die Entscheidungsschlacht. Zu¬
erst neigte sich der Sieg auf die Seite der Kaiserlichen,
aber die von wütendem Rachedurst ganz erfüllten Mai¬
länder entrissen ihn den scheinbar Triumphierenden wie¬
der. Zwei furchtbare Reiterabteilungen hatten sich bei
ihnen gebildet aus Männern voll Todesverachtung. Da
war die Kompagnie des Carroccio, des Fahnenwagens, den
sie mit ihrem Leben zu verteidigen geschworen hatte; da
war die Kompagnie des Todes, die das Gelübde abgelegt
hatte, zu siegen oder zu sterben. Die stürzten sich nun
in rasender Wut auf den Feind, warfen die kaiserliche
Standarte nieder, machten jeden Widerstand vergeblich und
eroberten das kaiserliche Lager mit all seinen Schätzen.
Barbarossa selbst, vom Pferde geglitten und in der Menge
verschwunden, galt für gefallen. Vom Blute gefärbt, mit
Leichen beladen, wälzte der Ticino seine Fluten dahin.
Die Schlacht von Legnano war eine Frühlingsschlacht.
Im Mai wurde sie geschlagen und bedeutete den Früh¬
ling Italiens. Mich aber führte ein heller Nooembernach-
mittag zu ihrer Stätte. Aus der weiten Fläche, die ich
von Mailand aus nach Nordwesten hin durchfuhr, erhoben
sich einzelne Pappeln int herbstlichen Farbenglanze wie gelb¬