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Italien. 
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Italien. 
Dieses durch sein herrliches Klima, seine Naturreize und 
seine Kunstschatze ausgezeichnetste Land Europa's, einst der Sitz der 
Weltherrschaft, und seit der großen Völkerwanderung kein selbst¬ 
ständiges Ganzes mehr, hieß in den ältesten Zeiten, so weit we¬ 
nigstens die Geschichte reicht, Saturnia, auch Oenotria und 
Ausonia, und bei den Griechen, weil es ihnen gegen Abend*) 
lag, Hespe r ia. Der nachher aufgekommene Name Italien 
bezeichnete anfangs nur einen Strich Landes im heutigen Mittel¬ 
italien, und wurde erst spater auf das ganze Land ausgedehnt. 
Die Deutschen nannten dieses Land in vorigen Zeiten und nennen 
es auch zum Theil noch jetzt Wälschland, welche Benennung 
vermuthlich von dem Namen der Gallier, Galen oder Wa¬ 
len herkommt, wie denn auch zur Zeit der Römer das obere 
Italien von Galliern bewohnt war und Gallia cisalpina (dies¬ 
seits der Alpen gelegenes Gallien) genannt wurde. Für die Urbe¬ 
wohner Italiens werden die Iberer, Umbrer und Ausoner 
gehalten, die sich wieder in viele kleine Zweige theilten, und zu 
welchen sich noch Griechische und Kleinasiatische Pstanzvölker gesell¬ 
ten; daher war damals Italien in eine Menge kleiner Lander und 
Staaten zerstückelt, die nur allmahlig mit einander verbunden 
wurden. Endlich bemächtigten sich die Römer, die sich von einem 
kleinen zusammengelaufenen Volkshaufen durch ihren kriegeri¬ 
schen Muth zu Welteroberern emporschwangen, nach und nach des 
ganzen Landes und erhielten sich im Besitze desselben bis zum Un¬ 
tergänge ihres in der Geschichte so berühmten Reiches. Bei der 
Theilung des Römischen Reiches im Jahre 395 nach Christi Ge¬ 
burt in ein morgenländisches und abendländisches Kaiserthum, blieb 
Italien noch unter der Herrschaft der abendländischen Kaiser bis 
zu Ende des 5ten Jahrhunderts, wo nordische Völker, Heruler 
und Gothen in dasielbe eindrangen, und dasselbe eroberten. 
Der letzte abendländische Römische Kaiser Ro mulus Augustulus 
wurde im Jahre 476 des Thrones entsetzt. Zwar eroberte in der 
Folge der morgenlandische Kaiser Justinianus durch seine ta¬ 
pfern Feldherrn Narses und Belisarius, das ganze Land 
wieder, aber diese Herrschaft dauerte nicht lange. Longobarden 
oder Lombarden, gleichfalls ein nordisches Volk, drangen unter 
ihrem Könige Alboin 568 in Italien ein, bemächtigten sich Ober¬ 
italiens und gründeten daselbst ein neues Reich, wahrend Unter- 
italien von den Arabern, die sich auf Sicilien festgesetzt hatten, 
bedrängt wurde. Die Römischen Bischöfe oder Päbste, die sich 
*) E(T7t£Qiog (Hesperios) heißt in der griechischen Sprache abend¬ 
ländisch. 
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