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Italien. 
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damals schon ein hübsches Gebiet in Mittelitalien zu erwerben ge¬ 
wußt hatten und besonders von dem Fränkischen Könige Pipin, 
der sich mit ihrer Hülfe widerrechtlich auf den Thron von Frank¬ 
reich geschwungen hatte, begünstigt worden waren, sahen sich nun 
in Gefahr, von den Eroberern Italiens unterjocht zu werden, 
und riefen daher den damaligen König von Frankreich, Karl den 
Großen, um Hülfe an, welcher auch mit einem großen Heere 
774 nach Italien zog, das Longobardische Reich zerstörte und 800 
von dem damaligen Pabste Leo III. zu Rom als Römischer Kai¬ 
ser gekrönt wurde, und auf solche Weise das abendländische Kai¬ 
serthum wiederherstellte. Nachdem er und seine Nachfolger sich ei¬ 
ne Zeitlang im Besitze Italiens, wenigstens Oberitaliens (denn 
Unteritalien blieb den Griechischen Kaisern und ein Theil Mittel¬ 
italiens den Pabsten) behauptet hatten, bekam das durch die Ein¬ 
salle der Araber und durch Fehden inländischer Fürsten beunru¬ 
higte Italien eigene Könige, bis es 962 dem Deutschen Kaiser 
Otto I. gelang, die Italienische Krone mit der Deutschen zu ver¬ 
einigen. Diese erneuerte Verbindung war für das bisher durch 
Anarchie und durch das Eindringen der Araber und anderer wan¬ 
dernden Horden Erschöpfte Italien ein Gewinn, aber für das durch 
diese Verhältnisse in Jahrhunderte lange Kriege und Heerzüge ver¬ 
wickelte Deutschland höchst nachtheilig, dessen Kaiser sich nur mit 
den Waffen einen immer nicht lange dauernden Gehorsam in Ita¬ 
lien verschaffen konnten, und nicht allein mit beständigen Unruhen 
und Empörungen zu kämpfen hatten, sondern auch in Unteritalien 
mit den Griechen und Arabern in unglückliche Kriege geriethen, 
bis diese beiden Völker von den Normannern, die unterdessen ihre 
Züge auch hieher gerichtet hatten, besiegt und verdrängt wurden. 
Während dessen wurden die Römischen Bischöfe oder Päbste mäch¬ 
tiger und einsiußreicher. Dem Namen nach blieb Italien bei 
Deutschland, aber der heimliche Haß der Italiener gegen die Deut¬ 
schen dauerte fort, und wurde von den Päbsten unterhalten, be¬ 
sonders da die kaiserlichen Statthalter durch ihre Strenge den Deut¬ 
schen Namen noch verhaßter machten. Dieser Haß brach endlich 
unter den Kaisern aus dem Schwäbischen Hause in den beiden 
Partheien der Gi bellinen und Gu elfen öffentlich aus, wo¬ 
von jene die kaiserliche, diese die pabstliche Parthei bedeuteten, so 
daß endlich den Kaisern bloß die oberlehns- und richterlichen Rechte 
in Italien blieben. Oberitalien verwandelte sich sofort in viele 
kleine und größere Freistaaten, die in beständigen Fehden mit ein¬ 
ander lebten; und der Partheigcist nährte die Zwietracht in ganz 
Ober- und Mittelitalien zwischen Guelfen und Gibellinen. Der 
Einfluß der Kaiser wurde immer schwacher und hörte unter Ru¬ 
dolph von Habsburg zu Ende des 13ten Jahrhunderts ganz üuf. 
Unterdessen traten in den großen Städten Italiens mächtige und 
reiche Familien auf, welche die öffentlichen Angelegenheiten leite
	        
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