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ganz geändert. Ihr Mann war todt; ihre Verwandten, die
Guisen, hatten gerade damals weniger zu sagen, und Katharina
von Medicis konnte sie nicht leiden. Sie entschloß sich also, in
ihr Vaterland zurückzukehren, so sehr auch ein dunkles Vorge¬
fühl dagegen sprach, und hielt bei Elisabeth um die Erlaubniß
an, ihren Weg durch England nehmen zu dürfen. Die Ant¬
wort war — eine abschlagliche. Das krankte sie tief, und sie
konnte ihre Empfindlichkeit gegen den englischen Gesandten nicht
verbergen. „Nichts beunruhigt mich so sehr," sprach sie, „als
daß ich so angelegentlich um eine Gefälligkeit gebeten habe, an
deren Erlangung mir im Grunde wenig gelegen ist. Ich kann
mit Gottes Gnade in mein Land zurückkehren ohne ihre Erlaub¬
niß." Solche Reden wurden der Elisabeth getreulich hinterbracht,
und ihr Haß wurde immer heftiger. Was hatte sie darum ge¬
geben, wenn sie diese verhaßte Maria hätte in ihre Hände be¬
kommen können! Sie rüstete eiligst eine Flotte aus, um Ma¬
rien aufzufangen, wenn diese von Frankreich nach Schottland
führe. Ohne diese Gefahr zu ahnen, schiffte sich Maria in Ca¬
lais ein , und nahm gerade den Weg, wo die englische Flotte
lauerte. Glücklicherweise verbarg sie ein starker Nebel, und so
entkam sie. Mit tiefer Betrübniß hatte Maria den ihr so
theuern französischen Boden verlassen; Alles, was ihr noch theuer
war, ließ sie dort zurück. Mit sehnsüchtigen Blicken sah sie
unverwandt nach dem geliebten Frankreich zurück, bis die Dun¬
kelheit und die Entfernung sie nichts mehr erkennen ließ. Dann
ließ sie sich auf dem Verdeck ein Lager bereiten, und befahl dem
Steuermann, sie sogleich zu wecken, wenn am Morgen das
Land noch sichtbar seyn sollte, um noch einmal Abschied zu
nehmen von dem Lande, woran alle ihre Neigungen hingen.
Am andern Morgen hatte sie auch die wehmüthige Freude, die
geliebte Küste noch einmal zu sehen, die sie nie Wiedersehen sollte.
Die starren Augen auf düs ferne Gestade geheftet, rief sie im
schmerzlichsten Tone mehrmals aus: „Lebe wohl, Frankreich!
lebe wohl! Ich werde dich nie Wiedersehen!"
Mariens erste Aufnahme in Schottland war besser, als sie
selbst erwartet hatte. Von allen Seiten strömten ihre Untertha-
nen herbei, sie zu sehen. Kaum 19 Jahre alt, stand sie jetzt
in der Blüthe ihrer Schönheit und Jugend, und ihr freundliches,