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ging man in Deutschland und besonders in Preußen an die Grün¬
dung einer Kriegsflotte. Da aber England, Frankreich und
Rußland günstig für Dänemark gestimmt waren, so kam es 1850
zum Friedeu, woraus sich Schleswig-Holstein wieder den Daneu
unterwerfen mußte. Schleswig wurde nun hart bedrängt, um es
vollständig dänisch zu machen.
8. Gebietsveränderungen. Aus friedlichem Wege ersuhr
der Staat eine Gebietsvergrößerung. Zur bessern Entwickelung
der Kriegsflotte erwarb Preußen ein kleines Gebiet an der Nord¬
see, den Jadebusen, woselbst ein Kriegshafen angelegt ward. Die
Fürstentümer Hoheuzollern-Hechingen und Hohenzollern-
Sigmaringen fielen an Preußen; dagegen fah sich Friedrich
Wilhelm genötigt, um des Friedens willen das Fürstentum Neueu-
burg an die Schweiz abzutreten.
4. Seine Sorge für des Landes Wohlfahrt. In Hinsicht
ans Gewerbthätigkeit und Handel machte Preußen unter dem
friedliebenden Könige die größten Fortschritte und nahm einen nie
geahnten Aufschwung, besonders durch Anlage eines umfassenden
Eisenbahn- und Telegraphen- Netzes, durch Erweiterung des Zollver¬
eins, durch Handelsverträge und Vermehrung der See- und Fluß-
Schiffahrt. ■—
Den glänzendsten Lichtpunkt in der Regierung Friedrich Wil¬
helms IV. bildeten die warme Teilnahme und reiche Pflege, deren
sich Kunst und Wissenschast erfreuten. Berlin und Düsseldorf
wurden die Sitze berühmter Malerschulen. Unter den Werken der
Kunst, die er ins Leben rief, verdient das Denkmal Friedrichs des
Großen besonderer Erwähnung; namentlich war sein Kunstsinn aus
Erhaltung und Wiederherstellung geschichtlicher Denkmäler gerichtet,
wovon der Kölner Dom und die alte preußische Herrenburg zu
Marienburg Zeugnis ablegen. Auch die Wissenschaft war in Preußen
würdig vertreten durch eine große Anzahl gelehrter Männer, die
der König im Lande zu fesseln wußte oder von auswärts berief.
Vor allen glänzte der Name Alexanders von Humboldt, welcher
dem Könige innig vertraut war.
5. Sein Ende. Im Herbste 1857 wurde der edle König,
dessen Heiterkeit und Frohsinn schon längere Zeit geschwächt waren,
von einem Nerveuschlage getroffen und seitdem durch ein Gehirn¬
leiden an der Selbstregierung gehindert. In seinem Aufträge über¬
nahm fein Bruder, Prinz Wilhelm, nufer jetziger König und
Kaifer, zunächst die Stellvertretung und sodann die Regentschaft.
Am 2. Januar 1861 erlöste der Tod den vielgeprüften Dulder
von allen irdischen Leiden. Sein Leib ruht in der Friedenskirche
zu Potsdam und sein Herz int Mausoleum zu Charlottenburg zu
den Füßen seiner königlichen Eltern.