s 
522 Oesterreich. 
von Oesterrekchisch - Schlesien, die Granzgegenden Ungarns gegen 
Oesterreich und Steyermark nebst einem Theile des Zipfer Komi, 
lats und mehreren zum Theil ganz zerstreuten Gegenden und Ort» 
schäften, ferner das Land der Siebenbürgen in Sachsen und ein¬ 
zelne Kolonien in Galizien; auch die Bewohner der 13 und der 
7 Gemeinden in dem Venezianischen Gouv., die erstern in der 
Prov. Verona und die letztern in der Prov. Vicenza, sind deutsche 
Abkömmlinge, die noch ein verdorbenes Deutsch reden, in den 
Gebirgsgegenden an der Tvroler Gränze wohnen und etwa 60,000 
Seelen ausmachen. Obgleich von Einer Abstammung, so unter¬ 
scheiden sich doch die deutschen Einwohner der Monarchie in ihrer 
Sprache wesentlich von einander; und es giebt sehr viele deutsche 
Mundarten, die sämmtlich zum oberdeutschen Dialekt gehören; 
mehrere derselben sind mit Slavischen Wörtern vermischt. Die in 
Oberösterreich herrschende deutsche Mundart nähert sicy der Baieri- 
schen und ist minder abweichend von dem Hochdeutschen als in 
Niederösterreich. Sehr abweichend ist das Deutsche, welches die 
Sachsen in Siebenbürgen reden, die diesen Namen nicht etwa 
deswegen führen, weil sie bloß aus Sachsen dahin gekommen sind, 
sondern weil man vormals alle Deutsche in den Ungarischen Län¬ 
dern Sachsen hieß. Deutsch ist eine Zusammensetzung aus allen 
deutschen Mundarten, und nur mit Mühe macht sich der Oester¬ 
reicher dem Deutschen in Siebenbürgen verständlich *). Uebrigens 
nehmen die Deutschen in der Monarchie zwar nicht in Rücksicht 
der Zahl, aber der Kultur und des Fleißes den ersten Rang ein. 
Nur von den Deutschen in Tyrol wollen wir einige Nachrichten 
dem Leser mittheilen. Die Tyrolec sind im Allgemeinen ein 
schöner Schlag Menschen von gutem Wuchs, etwas hager, mit 
listigen Augen und offenen Gesichtszügen, und von großer Körper¬ 
kraft; und man sieht hier noch Greise ohne alle Beschwerde Berg¬ 
auf Bergab steigen. Ein entstellendes Uebel sind die Kröpfe, be¬ 
sonders in einigen Thälern. Im Oberinnthale und im Puster- 
thale Tyrols trägt der Landmann gern schwarze Beinkleider, die 
oberhalb des Knies enden, grüne Hosenträger über der Weste und 
breite Hüte mit Bändern. Die Tvroler sind ein harmloses, treu¬ 
herziges, religiöses und biederes Volk, das jeden, selbst den Kai¬ 
ser dutzt; sie sind fleißig und genügsam, hochherzig und muthig, 
den größten Beschwerlichkeiten und Gefahren gewachsen, freimüthig, 
scharfsinnig, fröhlich und Freunde des Gesanges und der Musik; 
ihre Berge und Freiheiten über alles liebend, anhänglich an den 
Landesfürsten und voll Vaterlandsliebe. Sie sind keine Freunde 
der Konskription, aber freiwillig werden sie Soldaten und verthei- 
*) Eine Sprachprobe der Sachsen in Siebenbürgen auS der Bibel: 
Harr! nä lchst dä denyen Denyer am Fridden fueren; statt: Herr! 
nun läßt du deinen Diener im Frieden fahren.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.