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Oeste rreich. 
nordwestlichen von den Karpathen und ihren südlichen Verbergen 
bedeckten Theil Ungarns von der Mündung der March bis jenseits 
der Städte Eperies und Kaschau bewohnet und hier in 21 Komitaten 
sich befindet, ja in 12 derselben die alleinige oder doch vorherrschende 
Nation bildet. Nach den Abweichungen ihrer Mundarten theilen sie 
sich wieder in verschiedene Unterabtheilungen, und sind ein kräftiges, 
schönes, fröhliches und kühnes Volk. Der Mann zeichnet sich durch 
einen schlanken und schönen Wuchs, starken und muskulösen Körper¬ 
bau und einen besonders kleinen Fuß aus. Sein wahrhaft männliches 
Gesicht wird von einem schwarzen Barte geziert, sein Auge ist 
feurig, seine Stirn frei, sein Auftreten kühn, ohne frech zu seyn, 
„ja ich kann versichern, sagt Sydow (in seinem schon oben ange¬ 
führten Werke) daß ich nirgend schönere Männer sah, als unter 
ihnen." Das weibliche Geschlecht, eher klein als groß, aber breit¬ 
schultrig und wohlbeleibt, steht dem männlichen weit nach. Da¬ 
her bewirbt sich der Slovake sehr häufig in einer andern Völker¬ 
schaft, besonders unter den Deutschen um eine Frau und erhalt 
fast nie eine abschlägige Antwort, und da die Weiber schnell die 
Sprache, die Sitten und die Gebrauche ihrer Männer annehmen, 
vermehrt sich die Zahl der Slovaken alljährlich. Die Männer 
tragen eng anschließende weiße Ungarische Beinkleider (Gatyen) 
reich besetzt, und ihr Aermelkleid (Gunia) bei den Armen von 
einer braunen, bei den Wohlhabenden von einer dunkelgrünen 
Farbe, ist der größte Staat des Mannes und bei den Begüterten 
mit breiten grünen Plattschnüren benähet, und mit grünen mit 
Goldschnur durchstochtenen Nundschnüren, an denen ähnlich gear¬ 
beitete Quasten hangen, versehen. Letztere dienen dazu, sie auf 
der linken Achsel zu befestigen. An Sonn- und Festtagen sieht 
man auch wohl, statt der Gunia, bei einigen reichen Slovaken 
kurze oder längere Mantelkragen ohne Aermel, von demselben di¬ 
cken Stoffe verfertigt und sehr reich mit grünen Plattschnüren be¬ 
setzt. Kein Slovake verläßt das Zimmer ohne die langgestielte 
Handaxt (Valaska), welche theils als Wanderstab, theils als 
furchtbare Wurf- und Hiebwaffe gegen Thiere und Menschen be¬ 
nutzt und von ihnen äußerst geschickt geführt wird. Selbst nicht 
einmal nach der Schenke geht der Slovake ohne dieselbe. — Be¬ 
merkenswerth ist die große Züchtigkeit und Sittsamkeit der Slova- 
kinnen, worüber man sich um so mehr wundern muß, da der junge 
Mann wenigstens einmal in der Woche, von Sonnabend zum 
Sonntag, mit seiner Geliebten in einem Bette schlaft; aber 
kein Jüngling darf sich etwas Unanständiges erlauben, wenn er 
nicht auf immer seine Geliebte verlieren will; und von einer na¬ 
türlichen Folge dieses Beilagers zu hören, ist etwas so Seltenes, 
daß man im Durchschnitt kaum das 92ste Kind als ein uneheli¬ 
ches annehmen kann. Eine gefallene Weibsperson muß von Stund 
an eine Mütze tragen oder wenigstens die Haare mit einem Tuche.
	        
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