Großherzogl. und Herzog!. Sächsische Länder. 679 
sen (Kirmes, Kirchweihfest) oben an. Hochzeiten und Kindtaufen 
werden von ihnen ebenfalls sehr freudig und festlich begangen. 
Ackerbau und Viehzucht befinden sich bei ihnen im Flor, und es 
herrscht daher große Wohlhabenheit unter denselben, wovon auch 
ihre meistens kleinen Dörfer und Höfe zeugen. Die Männer tra¬ 
gen lange Westen und darüber schwarze Kittel oder auch weiße 
Röcke, die vorn am obern Theile mit einer Reihe kleiner Knöpfe 
besetzt und hinten ohne Oeffnung sind, und etwas über die Kniee 
gehen, schwarze, weite Beinkleider, Stiefeln, kleine runde Hüte 
und hart am Nacken verschnittenes kurzes Haar. Die Frauens¬ 
personen tragen das Haar in Flechten oben auf dem Kopfe in ei¬ 
nen Wulst zusammengedreht, mit einem langen, schwarzen Aufsatze, 
vor dem Busen einen weit herangehenden Lasi, worüber das Ka- 
misol mit Bändern kreuzweise befestigt ist, Hemden mit kurzen, 
bunten Aermeln und mehrere sehr kurze, dicke Röcke mit vielen 
Falten über einander. 
Liebenstein oder Sauerbrunn, welches der eigentliche 
Namen des Dorfes ist, liegt im Herzogthum Meiningen, 1 Meile 
von Salzungen und 2^ M. südlich von Eisenach, in einem ro¬ 
mantischen, reizenden Thale, am südwestlichen Abfalle des Thü- 
ringerwaldes, ist wegen seines Sauerbrunnens und als Badeort 
bekannt, und empfiehlt sich mit Recht dem Besuche derer, die hier 
Genesung oder Vergnügen suchen. Unter den Gebäuden zeichnen 
sich aus: das herzogliche oder Fürstenhaus. Das Schauspielhaus 
daneben und das diesen Gebäuden gegenüber auf einer sanften 
Erhöhung an der nördlichen Bergwand erbaute, 220 F. lange und 
3 Stockwerk hohe Gasthaus mit vielen Zimmern für Badegäste. 
Vor dem Hause ist ein großer Platz, auf welchem sich, im Schutze 
hoher Baume die Gaste gegen Abend oder auch früh zu versam¬ 
meln pflegen. Unterhalb zieht sich ein geräumiger, mit Blumen 
beeten und^ Gesträuch umgebener, grüner Rasenplatz mit einem 
Springbrunnen hin. Auf einem freien großen Platze, nahe am 
Schauspielhause steht das Brunnenhaus, unter welchem der Sauer¬ 
brunnen gefaßt ist. Westlich unmittelbar am Orte, erhebt sich 
aus dem Thale ein mit Laubholz bewachsener Berg auf dessen 
Gipfel das alte Schloß Liebenstein thront, eine der schönsten 
Burgruinen Deutschlands, fest auf Felsen gegründet und zwischen 
Felsen erbaut. Geht man von dieser Ruine weiter in den Wald 
hinein, so wird man im Dunkel desselben durch eine lange Fel¬ 
senwand mit Grotten überrascht. Die ausgezeichnetste nnter diesen 
Grotten ist die sogenannte hohle Scheune. Die romantischste 
und besuchteste Partie in der Umgegend ist Alten stein, ein 
herzogliches Schloß auf einem Berge, das aus dem alten Schlosse 
(einer bloßen Ruine), dem Amthause mit den neuerdings beträcht¬ 
lich erweiterten Wirtschaftsgebäuden und einem kürzlich errichteten 
Gestüte und aus dem geschmackvollen Lustschlosse der Herzog!. Fa-
	        
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