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Großherzogl. und Herzog!. Sächsische Länder. 
200 Fuß lang durch den Felsen gehauen ist, zur Wartburg zu, und 
über eine steinerne Brücke, und durch ein Thor, über dem ein 
Thurm sich erhebt, gelangt man in den innern Burghof. Der höchste 
Punkt des Hofes hat nach den neuesten Messungen 1288 und die 
Gallerie auf dem sogenannten Pulverthurme 1330 §* Höhe über der 
Meeresfläche. Ueber achthalb Jahrhunderte hindurch hat die Wart- 
bürg der zerstörenden Zeit glücklich getrotzt, wenigstens in ihren mei- 
steN Theilen; nur ein Theil hat müssen abgetragen und neu gebaut 
werden. Bekanntlich war die Wartburg lange Zeit hindurch die Res 
sidenz der alten Landgrafen von Thüringen, von Ludwig dem 
Springet, dem Stammvater der Landgrafen, welcher sie J067 
erbaute, bis auf Balthasar, welcher 1406 starb, dessen Sohn 
Friedrich der Friedfertige zwar noch in den ersten Jahren seiner Re¬ 
gierung auf der Wartburg blieb, dann aber spater nach Weimar zog. 
Da er kinderlos (1440) starb, so fiel Thüringen an seine Vettern, 
den Kurfürsten von Sachsen, Friedrich den Sanstmüthigen, der in 
Altenburg, und an den Herzog Wilhelm 118., der in Weimar 
wohnte. Run verschwand der Namen eines Landgrafen von Thürin¬ 
gen und die alte, edle Burg stand verwaiset; nur von einem Beam¬ 
ten bewohnt; so wie sie auch noch jetzt bloß von einem Kastellan und 
dessen Familie bewohnt wird, der zugleich eine Gasiwirthschaft hier 
unterhält, da es keinem Tage an Besuchern aus der Stadt und Um¬ 
gegend, und aus der Ferne fehlt. Aber nicht allein die Residenz der 
Landgrafen, sondern auch der Wettkampf der Minnesänger*) 
im Anfange des 13. Jahrhunderts, in Gegenwart des Landgrafen 
Hermann; das von den Studenten 1817 hier gefeierte Burschen¬ 
oder Wartburgsfest, und vorzüglich der Aufenthalt Luthers vom 
4. Mai 1521 bis 6. Marz 1522, der hier einen Theil der Bibel 
übersetzte**), haben die Wartburg berühmt gemacht, und man zeigt 
noch die Stube, mit dem einfachen Tische aus seiner elterlichen Woh¬ 
nung zu Möhra und dem Dintenflecke in der Wand, der davon ent¬ 
standen seyn soll, daß er nach dem seiner aufgeregten Phantasie er¬ 
scheinenden Teufel mit dem Dintenfasse warf. Auch ist darin seit 
dem letzten Reformationsjubilaum eine große bronzene Büste Luthers 
ausgestellt. — Von den andern Merkwürdigkeiten, die dem Fremden 
gewöhnlich gezeigt werden, erwähnen wir nur noch: den Ritter¬ 
saal, mit den Bildern der alten Landgrafen, und die Rüstkam¬ 
mer in zwei Sälen mit vielen Harnischen und Rüstungen, die von 
vielen in der Geschichte bekannten Frauen und Männern getragen 
wurden, z. B. Friedrichs mit der gebissenen Wange, seines Bruders 
Dietzmann, ihres Vaters Albrechts des Unartigen, seiner Buhlerin 
'I Minnesänger waren Dichter und Sänger der Deutschen, die 
vom Ende des 12. Jahrhunderts bis zur Mirte des 14. Jahr¬ 
hunderts, vorzüglich unter den Deutschen Kaisern aus dem Ho¬ 
hen, tauschen Hause, blüheten. 
**) Man sehe oben die Nachrichten von der Luthersbuche.
	        
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