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Deutschland.
Die Regierung des Herzogthums, so wie die Vormundschaft
über die beiden noch unmündigen herzoglichen Prinzen, Karl
und Wilhelm, führte der Prinz-Regent (nachmaliger König
Georg IV.) von Großbritannien, 8 Jahre lang, wahrend wel¬
cher das Herzogthum eine neue verbesserte, den Zeitbedürfnissen
entsprechende Landschafts-Ordnung erhielt. 1823 trat der nun
mündig gewordene Karl die Regierung seines Herzoqthums an,
und überließ seinem Bruder Wilhelm das Fürstenthum Oels in
Schlesien. Da aber das Mißvergnügen über seine Regierung mit
jedem Tage stieg, indem er die Landschafts-Ordnung nicht erkannte,
und die illegalsten Maßregeln sich erlaubte: so brach endlich 1830
die Unzufriedenheit allgemein aus, und tobende Volksmassen dran¬
gen in das Schloß, welches bis auf einen Flügel abbrannte. Der
Herzog entfloh und der Bruder desselben, der gegenwärtig regie¬
rende Herzog Wilhelm von Oels, übernahm die Regierung, und
der Herzog Karl ward wegen entschiedener Regierungsunfähigkeit
der Regierung für verlustig erklärt.
Wir wenden uns nun zu der neueren Braunschwei¬
gisch-Lüneburgischen Linie, von welcher die Könige von
Hannover abstammen, und deren Slifter, wie oben schon gesagt
worden ist, Herzog Wilhelm der Jüngere, Herzogs Ernst
des Bekenners jüngerer Sohn ist, welcher das Lüneburgische er¬
halten hatte. Er regierte von 1569 bis 1592 und bekam 1582
die Hälfte von der Grafschaft Hoya und 1585 die Grafschaft
Diepholz zu den Besitzungen seiner Linie. Ec hatte 7 Söhne, wo¬
von die meisten einer nach dem andern regierten, einer aber nur,
nämlich Georg verheiralhet war und die Lüueburgische Linie fort¬
setzte, deren Besitzungen 1617 mit Grubenhagen, 1634 mit Ka¬
lenberg nebst Göttingen und der andern Hälfte von Hoya ver¬
mehrt wurden. Durch die Söhne Georgs, welcher im 30jährigen
Kriege es bald mit den Schweden, bald mit dem Kaiser hielt,
und 1641 starb, entstanden, nachdem Georgs Bruder Herzog
Friedrich 1648 gestorben war, in der neuern Lüneburgischen
Hauptlinie zwei regierende Nebenlinien die Eellische und die
Ka lenbergische oder Hannöverische. Eh ristian Ludwig,
welcher Lüneburg-Celle bekam, hatte seine Residenz zu Celle, wäh¬
rend sein Bruder, Georg Wilhelm, Kalenberg und Göttingen
erhielt und zu Hannover residirte. Als aber jener 1665 kinder¬
los starb, verglich sich Georg Wilhelm mit seinem andern Bruder
Johann Friedrich, daß er selbst Lüneburg nebst Hoya und
Diepholz; sein Bruder Johann Friedrich aber Kalenberg und Gru¬
benhagen nebst den Harzbergwerkeu erhielt. Georg Wilhelm be¬
kam von der Braunschweig - Wolsenbüttelschen Hauptlinie gegen
Braunschweig die ehemals Lüneburgischen Dannenberg, Lüchow,
Hitzacker, Wustrow und Scharnebeck zurück, nahm nach dem Tode
des letzten Herzogs von Sachsen - Lauenburg im I. 1669 dieses