Bremen.
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324 F. erhebt und zugleich von schöner Bauart ist. Unter den
Kirchen ist die merkwürdigste die Domkirche, in der ersten Halste
des eilften Jahrhunderts erbaut, 297 F. lang, 124 breit und
105 F. hoch. Zwei schöne Portale führen in das Innere, wo sich
uns das mächtige Gewölbe des Hauptschiffes zeigt, während^ein
Querschiff die Form des Kreuzes bildet. Breite gewölbte Gange
führen zu beiden Seiten des Schiffes, welches von runden Säulen
getragen wird. Unter dieser Kirche ist der bekannte Bleikeller,
eine Gruft, die ihren Namen von dem Vlei hat, daS einst darin
zur Erbauung des Thurmes geschmelzt und zu Platten gerollt wur¬
de. In diesem Bleikeller, der ziemlich geräumig und durch drei
offene Gitterfenster, die das Licht von oben hereinfallen lasten,
sehr luftig ist, sind in einfachen, hölzernen Sargen verschiedene
unverwesete Leichname, die ohne weitere künstliche Zubereitung sich
in diesem Zustande der Unverweslichkeit befinden. Einige derselben
sind über 200 Jahre alt, und man kann demohngeachtet die Ge¬
sichtszüge noch vollkommen erkennen. Ja in dem Gesichte eines
Dachdeckers, der wahrend seiner Arbeit herabstürzte und den Tod
fand, zeigt sich noch der Ausdruck seiner Todesangst. — Unter den
weltlichen öffentlichen Gebäuden bemerken wir das Rathhaus,
ein großes Gothisches Gebäude mit Arkaden und vielen steinernen
Bildsäulen und andern Steinbildern bis zum Giebel aufgeputzt.
In neuern Zeiten hat man ein neu ausgeführtes Gebäude mit
dem Rathhause in Verbindung gebracht und fahrt noch an der in¬
nern Verbesserung desselben fort. Merkwürdig ist der unter dem
Rathhause und dem nahen Börsengebaude befindliche Rathswein¬
keller, in dessen einer Abtheilung, die wegen einer darin befindli¬
chen kolossalen Holzrose, den Namen Rose führt, der älteste und
kostbarste Rheinwein aufbewahrt wird, der über 2OO Jahre alt ist
(das älteste Stückfaß stammt vom I. 1624) und bloß bei feierli¬
chen Gelegenheiten als Ehrengeschenk oder auch für Kranke und
Schwache gebraucht wird. In einer andern Abtheilung befinden
sich 12 große Stückfasser mit Hochheimer und Rüdesheimer ange¬
füllt, welche die Apostel heißen. Gleich beim Rathhause steht eine
kolossale Rolands saute *) von Stein. — An der die Alt-und
Neustadt verbindenden, großen Weserbrücke ist die sehcnswerthe
Wasserkunst, welche Bremen mit Wasser versorgt. Ein großes
Wasserrad von 50 F. im Durchmesser wird von der Weser getrie¬
ben, hebt das Wasser in Kübeln in die Höhe, und gießt es oben
*) Diese alten kolossalen Bildsäulen eines geharnischten Mannes, die
stch in 48 Ortschaften des nördlichen Deutschlands noch finden,
sollen wahrscheinlich nichts Anders anzeigen, als die dem Orte,
wo sie stehen , zukommende höchste Gerichtsbarkeit, oder die Ge¬
walt des Kaisers, den sie als gegenwärtig andeuten, bezeiclMN.