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Amerika. 
Kühne Jager wagen wohl auch, dem vorüberrennenden Tapir ein 
breites Messer in die Brust zu stoßen, was jedoch immer gefährlich 
ist, denn obgleich das Thier weder durch Zahne noch durch die Klauen 
verwundet, so kann es doch durch den gewaltigen Stoß, welchen es 
mit seinem Rüssel versetzt, bedeutend verletzen. Wir waren so glück¬ 
lich, an einem Tage zwei alte Tapire zu erlegen und einen jungen zu 
fangen, welcher gezähmt werden sollte. Letzteres geschieht ohne Mühe, 
und der Tapir wird so zahm, wie ein anderes Hausthier." 
Roch erwähnen wir ein Thier, das hier, so wie auch in West¬ 
indien, Mexiko und in andern warmen Ländern Südamerikas lebt, 
nämlich den Leguan oder die Iguana, eine Eidechse, die zur Gat¬ 
tung der Kammeidechsen gehört und sich durch ihre Größe so wie 
durch ihr häßliches Aussehen auszeichnet. Der Leguan wird 3 bis 
5 F. lang, wovon der Schwanz § ausmacht, hat eine gelblich grüne 
Farbe, einen dicken mit kleinen dachziegelartig liegenden Schuppen be¬ 
setzten Körper und Schwanz, aus dem Kopf hervorstehende große 
Augen, über dem Rücken einen zackigen Kamm, am Halse ein Paar 
herabhängende Fleischlappen und ein Maul geformt wie bei einer 
Schildkröte, mit scharfen Zähnen bewaffnet, womit er heftig beißen 
kann. Die Klauen sind mit starken Nägeln und einer Schwimmhaut 
versehen und seine Hinterfüße weit länger als die Vordersüße; und es 
sitzt gewöhnlich auf jenen aufrecht. Mit dem Schwänze schlägt es 
heftig um sich herum, wenn es angegriffen wird; und im Zorn sträubt 
sich der Rückenkamm aufwärts, die Halslappen schwellen zu einem 
Kropfe aus und die großen funkelnden Augen werden durch die rothe 
Einfassung noch furchtbarer. Das ganze Thier hat alsdann etwas 
Gräßliches, indeß ist selbst sein Biß, obgleich schmerzhaft, weder giftig 
noch schädlich. Wenn man das Thier verfolgt, sucht es ins Wasser 
zu entfliehen, hält sich aber gewöhnlich auf Bäumen an Gewässern 
aus, von wo es sich auf seinen Raub mit großer Geschwindigkeit 
herabstürzt. Es ernährt sich von Insekten und Vegetabilien und legt 
20 bis 30 Eier, die weiß und statt der Schale mit einer Haut be¬ 
deckt sind, und als ein schmackhaftes Gericht genossen werden. Auch 
das Fleisch dieses Thieres, das so häßlich aussieht, wird gegessen, ist 
von einem köstlichen Geschmack, aber ungesund, und soll wie Kalbfleisch 
schmecken. Daher wird häufig Jagd aus den Leguan gemacht. 
W e st i n d i e n. 
Mit diesem Namen bezeichnet man bekanntlich die zahlreichen 
größern und kleinern Inseln, welche in demjenigen Theile des Atlan¬ 
tischen Ozeans liegen, der nördlich von der Südküste der Vereinigten 
Staaten von Nordamerika, westlich von der Ostküste Mexicos und 
südlich von den Nordküsten von Guatemala und den Eylombischen 
Republiken Neugranada und Venezuela eingeschlossen wird und den
	        
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