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Amerika. 
Sommer eine botanische Excursion machten und plötzlich völliges Win- 
terwettec entstand, alle in Lebensgefahr geriethen und. zwei Neger durch 
Frost wirklich umkamen. Allein neuere Reisende behaupten, daß das 
Klima nicht so schrecklich sey, als es gewöhnlich geschildert werde. So 
meldet Weddell, daß nur bei Südwinden, die von den eisigen Süd¬ 
polarlandern kommen, selbst im Sommer Kalte eintrete; hingegen bei 
Nordwinden sey die Sommerwitterung oft der von England gleich. 
Wirklich entfaltet sich auch zur Zeit des Sommers hier die Vegeta¬ 
tion ziemlich kräftig, und man findet nicht allein mannigfaltige Pflan¬ 
zen, sondern auch hochstämmige Waldungen bis an die südlichen Ge¬ 
stade, wenn anders der Boden nicht hinderlich ist. Auch das Erschei¬ 
nen einiger Papageien-Arten scheint dafür zu sprechen, daß das Klima 
nicht so fürchterlich kalt sey, als man gewöhnlich glaubt. Der schon 
mehrmals erwähnte Spanische Seefahrer Cordova fand gleichfalls im 
Sommer in den östlichen Gegenden der Magellansstraße die Tempera¬ 
tur sehr milde, hingegen in dem westlichen Theile fand er selbst im 
Sommer eine strenge Kalte und eine besondere Unbeständigkeit in der 
Witterung; „selten genossen wir, sagt Cordova, das Angenehme eines 
heitern Himmels und nur kurz waren die Augenblicke, in welchen wir 
von den Strahlen der Sonne etwas erwärmt wurden. Kein Tag 
verging ohne Regen und in der Oiegct hörte es damit den ganzen 
Tag nicht auf. Das Thermometer siel zuweilen auf Null. Es ist 
übrigens wohl keinem Zweifel unterworfen, daß die steilen, hohen 
und unfruchtbaren Felsen und Berge in diesem Theile der Straße, 
welche mit ihren düstern, mit ewigem Schnee bedeckten Gipfeln einen 
grausenerregenden Anblick gewähren, zu der Feuchtigkeit und Kälte der 
Atmosphäre vieles beitragen. Daher ist denn auch die Luft hier be¬ 
ständig mit Dünsten und Nebel so dicht angefüllt, daß oft selbst die 
wüthendsten Orkane sie nicht zu zerstreuen vermögen. Sollte hier 
nun, wie in andern Gegenden der Erde, die Kälte im Winter ver- 
hältnißmäßig zunehmen, so muß sie alsdann kaum zum Aushalten 
seyn, wovon auch wirklich einige Seefahrer die traurige Erfahrung ge¬ 
macht haben." Hören wir noch zum Beschlusse über das Klima die¬ 
ser Gegenden, was Webster *) bemerkt. Er bekämpft die allgemein 
ausgesprochene Meinung, daß die südliche Halbkugel kälter als die 
nördliche sey, und sagt unter andern: unter dem 55° N. Br. liegt 
die Ostsee, Dänemark, Moskau, Kamtschatka, Tobolsk, Labrador rc>, 
wo der Winter strenge Kälte mit sich führt. Das Klima von Kap 
Horn, dagegen das unter 55° S. Br. liegt, bringt zu dieser Iahrs- 
zeit sündfluthartige Regen und furchtbare Stürme. ^ Als Beweis für 
seine Behauptung führt er an, daß man auf der südlichen Halbkugel 
unter 5Z0 S. Br. Papageien finde, und daß der Feuerländer häufig 
*) Er begleitete als Schiffswundarzt den Brittkschen Kapitän Foster 
auf einer Reise in den I. 1829—1830 auf dem Schiffe Chan tic le er.
	        
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