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Indi a ner-Lan der. 81
an der Gränze der Vereinigten Staaten vom Felsengebirge auslaufenden
Gebirgszweige im S. wohnen. Die eigentlichen Knistinoer, welche auch
Krihs (Crees) genannt werden, waren ehemals eine zahlreiche, mäch¬
tige und räuberische Indianer-Nation, haben aber durch den Verkehr
mit den Europäern und den starken Genuß des Branntweins, an Zahl
sehr abgenommen und aufgehört furchtbar zu seyn, und zeigen jetzt eine
sanfte Gemüthsart und einen rechtlichen Charakter. MM behauptet,
daß sie unter allen Indianern Nordamerikas die schönsten Frauen
haben. Auch die Männer sind im Ganzen wohlgebaut und mit leb¬
haften, geistvollen Augen versehen, haben aber keinen Bart, da derselbe,
so wie er hervorzukeimen beginnt, sogleich ausgerissen wird. Das Ge¬
sicht bemalen sie mit verschiedenen Farben; einige Stämme tätowiren
sich auch drei senkrechte Streifen auf die Backen. Die Kleidung der
Männer besteht aus Pelzen und Beinkleidern, die oft mit den Stiefeln
zusammengenähet sind; das Obergewand reicht nur bis über die Hüf¬
ten, bei den Weibern aber bis fast an die Knie herab. Außerdem
gehören Münzen, Glaskorallen, Ringe rc., die sie von den Weißen er¬
halten, bei beiden Geschlechtern zur Vollständigkeit des Putzes. Ihre
Hütten oder Zelte sind bequemer als die der nördlich wohnenden
Indianer. Unter 'ihren Gerätschaften befinden sich viele metallene
aus Europäischen Fabriken; besonders haben sie jetzt, wie alle mit den
Europäern in stetem Verkehr stehenden Indianer, durchgängig Feuer¬
gewehre. Die meiste Wichtigkeit für sie hat die Bärenjagd. Der
Ruhm eines Jägers ist um so größer, je mehr Bären er erlegt hat.
Gewöhnlich versammeln sich mehrere Jäger zur Aufsuchung eines Bä¬
ren, welches meist im Winter geschieht, wo das Thier schlaft. Man
bereitet sich dazu wohl 8 Tage vor, indem man fastet, um die Schutz-
geister der Menschen und Bären für sich zu gewinnen; auch giebt
man während dieser Zeit auf die Träume Achtung, um dadurch zu er¬
fahren, wo die Bären sich aufhalten. Tabak und Branntwein lieben
die Knistinoer, gleich den andern Indianern außerordentlich. Der Ka-
lumet (Tabakspfeife) dient zum Bewillkommnen des Fremden, zur Be¬
kräftigung abgeschlossener Bündnisse und Verträge und zur Versöhnung
feindlicher Gemüther und Partheien. Bei Kriegsberathschlagungen
rauchen alle Versammelten der Reihe nach aus einer großen heiligen
Pfeife und verbünden sich dadurch zu gegenseitigem Beistände. Sie
verehren ein höchstes Wesen, Kitschi Mani tu, den großen Geist,
glauben aber auch an mehrere Untergötter. Opfer bringen sie aber
nur dem großen Geiste, den sie übrigens für zu erhaben und heilig
halten, als daß sie ihn unter einem Bilde verehren sollten. Im
Frühlinge und Herbste feiern sie zwei große Feste, an welchen weiße
Hunde geopfert werden. Sie haben aber auch noch andere Feste, die
mit Tabaksrauchen, Schmausereien und verschiedenen abergläubischen
Spielen begangen werden. Auf Amulete halten sie sehr viel, und
Zauberer werden bei allen wichtigen Dingen um Rath gefragt. Das
Cannabich's Hülfsbuch. III. Band. 6