82
Amerika.
Andenken eined Verstorbenen, der ein Anführer oder sonst eine geach¬
tete Person gewesen ist, ehren sie dadurch, daß sie sich Arme und
- Schenkel zerschneiden, auch wird die Leiche dabei auf ein hohes Schau¬
gerüst gestellt. Eben so vernichten sie alles Eigenthum eines verstorbe¬
nen Häuptlings und opfern ihm nicht bloß seine besten Sachen, die in
das Grab geworfen werden, sondern sogar seine Weiber. Die Nebel,
welche zu Zeiten die Moraste bedecken, werden für die Geister der
Entschlafenen gehalten. — Zu den Knistinoern im weitern Sinne
rechnet man auch die Stein-Indianer oder Assinibolen, die
von Franklin als verratherisch, betrügerisch und grausam geschildert wer¬
den, die Sch warzfüßi gen Indianer, die Blut-Indianer,
die Wasserfall-Indianer.
I Die Nordwestküste.
Mit diesem Namen bezeichnet man die Küstenländer Nordameri¬
kas, welche der nördlichste Theil des großen Weltmeeres vom 41° N.
Br. bis zum äußersten bekannten Norden, wo man das Eiskap findet,
bespült, und wovon den südlichen Theil die Vereinigten Staaten von
Nordamerika, den mittlern die Britten und den nördlichsten die Russen
als zu ihren Besitzungen gehörend ansehen, wiewohl die Ureinwohner
f des Landes, die in den südlichen Gegenden zu den Indianern, und
in den nördlichen zu den Eskimos gerechnet werden, fast in gänz¬
licher Unabhängigkeit und Freiheit leben.
Den Ansang zur Entdeckung dieser Länder schreibt man den
Spaniern zu, von welchen zuerst Gómez 1524, in der Absicht einen
nähern Weg nach den Molukken aufzusuchen, an diesen Küsten hin¬
ausfuhr, und Ul loa 1537 und Coronado bis an die Straße
Anian oder die Beringsstraße gelangten, ohne sie jedoch zu durchsegeln.
Spätere Spuren von dem Daseyn dieser Länder finden sich in den
Entdeckungen und Nachrichten der Spanischen Seefahrer Maldo-
nado (1588), Juan de Fuca (1592) und Bernarda (1640),
welche Durchfahrten aus dem stillen Meere in die Hudsonsbai entdeckt
und gemacht haben wollten (Bd. III. S. 31), die jedoch, wie man
jetzt weiß, weiter nichts waren, als größere oder kleinere Einfahrten und
Buchten zwischen einer langen Reihe von Inseln, und die sämmtlich
an einem festen, ununterbrochenen großen Lande endigen. 1648 gelang
es einem Russischen Abenteurer, dem Kosaken De sch ne ew, aus der
Kolyma, einem Flusse Sibiriens, der sich in das nördliche Eismeer mün¬
det, durch das Eis des Polarmeeres sich einen Weg zu bahnen, die
Halbinsel der Tschuktschen zu umfahren und durch einen Kanal oder
Meeresarm nach Kamtschatka zu gelangen. Die Kunde von diesem
Wagslücke, das vor ihm keiner bestanden und nach ihm noch keiner
möglich gemacht hat, kam spat nach Europa, fand aber überall Zweif¬
ler und wird von vielen für ein Mährchen gehalten.^ Gewisse Kunde