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Amerika. 
chen Punkte der Prinz Wales-Insel (unter 54^ 40^ N. Br.) ausgeht 
und dann nördlich bis zum Eismeere zieht. 
Die Eingebornen der Russischen Nordwestküste gehören theils zu 
den Indianern, theils zu den Eskimos. Jene nehmen die südli¬ 
chern Gegenden bis zur Halbinsel Alaschka ein, diese bewohnen das dar¬ 
über hinaus bis zum Eiskap sich erstreckende Land und verbreiten sich 
von dort östlich bis ans Felsengebirge. Bon diesen hier wohnenden Es¬ 
kimos haben wir oben (Bdr III. €5.54.) einige Nachrichten mitgetheilt. 
Von den zu den Indianern gehörenden Völkerschaften der Russischen 
Nordwestküste wollen wir bloß die Koliuschen, Koluschen, Ko¬ 
lo schen schildern. Sie selbst sollen sich Schitschachon nennen, und 
bewohnen hauptsächlich die Insel Sitka nebst einigen benachbarten 
und die angränzende Küste des Festlandes. Kotzebue nennt sie das 
verworfenste und roheste Volk der Erde. Ihre Unreinlichkeit übersteigt 
alle Vorstellung. Sie sind, seiner Beschreibung zufolge, von starkem 
Knochenbau, aber ihre einzelnen Gliedmaßen stehen in so üblem Ver¬ 
hältnisse zu einander, daß sie wie wahre Mißgestalten aussehen. Das 
schwarze, schlichte Haar hangt unordentlich über die breiten fleischigen 
Gesichter. Die Backenknochen stehen stets hervor, die Nase ist breit 
und platt, der Mund ist groß, die Lippen sind dick, die Augen klein, 
und schwarz und feurig, die Zahne auffallend weiß. Ihre natürliche 
Farbe fallt nur wenig ins Bräunliche; aber sie beschmieren sich täglich 
das Gesicht und den ganzen Leib mit Ocker und einer schwarzen Erde, 
so daß sie von sehr dunkler Farbe zu seyn scheinen. Gleich nach der 
Geburt wird den Kindern der Kops zusammengedrückt, um ihn nach 
ihrer Meinung eine schöne Form zu geben, wodurch sie die Augen¬ 
braunen sehr in die Höhe und die Nasenlöcher weit aus einander zie¬ 
hen. Ein noch wilderes und gräßlicheres Ansehen erhalt dieses Volk 
durch den beiden Geschlechtern eigenen Gebrauch, sich das Gesicht mit 
breiten, schwarzen, weißen und rothen Strichen zu bemalen, die sich 
nach allen Richtungen durchkreuzen. Überdies wird das lange, unor¬ 
dentliche, wild herabhangende Haar mit den kleinen zarten Brust- und 
Halsfedern des weißköpsigen Adlers bestreut. So airgestrichen und ge¬ 
pudert, würden sich die ohnehin schon über alle Maßen häßlichen Kol- 
juschenweiber schon gräßlich genug ausnehmen; aber sie haben noch eine 
Erfindung gemacht, ihre Scheußlichkeit zu vollenden. Sobald sie das 
Alter der Mannbarkeit erreichen, macht man ihnen einen Einschnitt in 
die Unterlippe und steckt einen Knochen hinein, der von Zeit zu Zeit 
mit einem immer dickern vertauscht wird, damit sich die Öffnung mehr 
ausdehne. Endlich wird ein hölzerner Doppelknops von eirunder Form 
(Kaluga genannt), der bei den Vornehmen oft eine Lange von 4 
Zoll und eine Breite von 3 Zoll hat, hineingezwängt, wodurch die Un¬ 
terlippe nun um so viel in wagrechter Richtung vorsteht und die un¬ 
tern Zahne stets entblößt sind. Der äußere Rand der Lippe, der den 
hölzernen Knopf umgiebt, wird durch die gewaltsame Ausdehnring so
	        
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