Die Siidslaven.
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und Tabak, Pferde und Vieh, Honig und Wachs, Häute
und Talg (von ungeheuren Talgsiedereien), Salz. — Unter
der Bevölkerung sind 100,000 Zigeuner, die Schmiede
und Musikanten des Landes, 80,000 Juden, daun Grie¬
chen und Armenier, Bulgaren und Serbier, Russen und
Pole», Ungarn und Deutsche.
§ 434. Die Süd slave». Der eigentliche Kern des
echten urkräftigen Slaventhums, lebt nickt in dem
großmächtigeu Rußland, sondern, obwohl nicht 7 Mist. See¬
len stark, in der Türkei. Nackdem nämlich die Römer-
aus Hochmösien gewichen waren, haben die Serben
(„Srb") das Volk der Avare» verdrängt, und sich unter
Zupans (Stammhäuptlingen) im Lande festgesetzt, woraus
sie (um 876) sich zu Christen machen ließen. Ihr erster
König war der weise Stephan 1., seit 1165; sein Sohn,
der h. Sawa, wurde der erste Heilige des Volks. Unter
Stephan VII. Dusckan ( 1336—59) erweiterte sick das
Reich bis in die Nähe von Konstantinopel. Aber die
Griechen sowohl als die Sckkipetaren gehorchten ihm un¬
gern; und in der Schlackt des Amselfelds. Kvssowo, unter¬
lagen die Serben 1389 der türkischen Uebermackt. Noch
feiert das Volk seine Helden in Pesmas (Volksliedern)
und wünscht sich die Tage des ersten Stephan zurück.
Denn lange genoß es eine Zeit halber Freiheit, während
deren freilich die Bosnier zum Theil Muhammedaner, ja
mit den Schkivetaren Vorfechter deS Islam wurden. Aber
die Kraft des Volkes wurde durch die Türken kaum ge¬
brochen, ihr naturwüchsiges Leben nicht unter das Joch
gebeugt. Die Slaven batten hier schützende Gebirge, und
zwar große GebirgSgruppen mit den von ihnen getragenen
Hochebenen, durch hohe, dichtbewaldete und schwer zu
passirende Gebirgsrücken umschlossen, und durch die von
ihnen ausströmenden Flüsse bestimmt. Im Sckooße eines
jeden dieser Gebirgsreviere leben die verschiedenen Stämme
in Dörfern beisammen, vergnügt mit Tanz und Gesang,
der namentlich den Haiduk (serb. Klephten) preist. — In
der Mitte der nördlichen Gebirgsgruppen liegt das Haupl-
Leseb. d. Erdkunde. II. 7