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Die Türkei.
land der slavischen Nation, Serbien (unmittelbar an
östr. Serbien gränzend), jetzt ein unabhängiges Fürsten¬
thum. Ihm zur Seite die ackerbauenden Bulgaren
im O., wie die Bosnier im äß., alle von Freiheitsgelüsten
vielfach bewegt. Die Montenegriner, im S. von
Bosnien, haben, obgleich ein kleines Völkchen, bis aus
den letzten Kampf sich nnbezwungen erhalten, und nur
aus Politik die türkische Oberherrschaft anerkannt.
Alle diese Völker theilen sich in zwei Hauptgrup¬
pen: die friedlichen und Ackerbau treibenden Bu lgaren
in der Ebene, und die Serben. Letztere alle — und
ebenso die (nicht-slavischen) Albanier, z. Th. auch die
Griechen — sind, in ihren vieldurchscbnittenen Gebirgs-
landern, kriegerische Hirtenvölker, die das freie Leben in
den herrlichen Bergen über Alles lieben, und ihre Lebens¬
lust im Gesang ihrer alten schönen, natur- und kraslvollen
Helden- und Volkslieder ausströmen, so wie in kunst¬
vollen oder kriegerischen Tanzen. Wild sind sie, aber
meist auch unverdorben und mäßig, und bewahren das
patriarchalische Leben der Vorfahren. Die eigentlichen Berg-
hirten, Vlachi, in nicht gerade saubere Hammelsfelle ge¬
kleidet, und gehörig bewaffnet gegen Wölfe, Wildschweine,
Luchse, Bären und Adler, brechen im April mit ihren
Zelten auf, und führen flötend ihre Heerden langsam
die Gebirge hinauf, so daß sie erst Ende Sommers das
Alvenmoos erreichen. Häufig sind an den Abgründen
Treppenstiegen in die Felsen gehauen, welche die Weiber
sogar mit schweren Lasten leichtfüßig erklimmen.
Der treffliche Boden des niedrigen Landes bleibt meist
brach liege». Der Landmann begehrt von der Erde bloß,
was zu seinen wenigen Bedürfnissen hinreicht. Und dann
baut der Südslave weit lieber Wein und Oel, oder
benützt die von selbst wachsenden Obstwälder von Kirschen,
Zwetschgen und Birnen, als daß er Getreide pflanzt; am
meisten wird Mais (Kuknrutz) gebaut, auch Hirse; denn
seine Hauptkost ist auch Mamaliga und Hirsebrei, dann
Zwiebeln rc., Hülsenfrüchte, Gurken rc.; auch Milch und