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Die Höhle bei Szelicze. Eperies.
ihn lockern, um in einigen Tagen durch neue Gebilde ersetzt zu sein. Das ist ein
stetes Schaffen, Aendern, VerbeArn.und Umgestalten der unruhigen Elemente,
wie wenn sie mit sich nicht fertig werden 'konnten über ihre wilden Phantasien.
An zauberischer Kraft wird diese Eishöhle allerdings von der am Brandsteine in der
sogenannten Gems in Steiermark übertroffen, deren Pracht Sartori so begeistert
schildert. Da wir nicht auf Grund des Berichtes eines Besuchers die Hohle von
Szelieze zu beschreiben im Stande sind und unseren Lesern doch diese Wunder der
unterirdischen Welt an ihrem Auge vorüberführen möchten, so wollen wir hören,
welchen Eindruck die geschauten Höhlenwunder auf den vorhin genannten Reisen¬
den gemacht haben. „Wand und hochgewölbte Decke sind mit klarem, durchsich¬
tigem Eis bekleidet, Eiszapfen hangen von der Wölbung herab und werden
nach und nach zu Säulen, und der spiegelblanke Fußboden senkt sich schräg ab¬
wärts , so daß man sich nicht weit hineinwagen darf. Von allen Seiten strömt
der Widerschein der Fackeln blendend dem Beschauer entgegen, so daß er Anfangs
bei dem Krystallglanze lange Nichts deutlich zu erkennen vermag, doch bald ge¬
wöhnt sich das Auge daran, und überwältigend großartig wird die Scene, wenn
sich der Führer mit der Fackel hinter eine Eissäule stellt. Da sieht man einen
hochgewölbtcn Dom aus durchsichtigem Krystall aufgeführt, da sieht man schlanke
Säulen mit phantastisch verzierten Knäufen das Gewölbe tragen, da stehen glän¬
zende, durchsichtige Cylinder, hohe Pyramiden und Obelisken in wunderbarstem
Glanze und Farbenschimmer. Hier bildet das Eis einen mit tiefen, finsteren Spal¬
ten aufgähnenden Gletscher, dort einen Glasberg, oder es schwebt ein durchsich¬
tiger Schleier vom Gewölbe, dort sind Wasserfälle in vollem Sturze zu lautlosen
Krystallstrahlen erstarrt. Noch wunderbarer flimmert und strahlt die zweite Eis¬
höhle, die hinter den Eishügeln der ersten liegt, von bunten Lichtern der Regen¬
bogenfarben, da sich die Strahlen der Fackel mannichfach an den Ecken der Zacken
und Säulen brechen."
Der Hauptort des Saros - Comitates, das leinweberreiche Eperies macht
Kaschau den Ruhm der Schönheit streitig, muß aber statt des mangelnden Trink¬
wassers sich der Sauerbrunnen bedienen, die eine Stunde weit entfernt sind und
an denen das Comitat ebenso reich ist, wie an Holz und Mineralien. Ruthenen
bewohnen besonders zahlreich den gebirgigen Landstrich, der in Bartenfeld sein
ungarisch Pyrmont, in Sovar (Salzburg) große Salzsiedereien und sein Salz-
kammergut, in Czervenicza die bedeutendsten Opalgruben der Welt hat. Dieses
Kieselmineral von muscheligem Bruch, starkem Glanze, großer Durchsichtigkeit
und schönem Farbenschiller findet sich nur derb oder eingesprengt. Es sieht milch¬
weiß oder gelblich aus, spielt aber in alle Farben, wird geschliffen und in Ringen
oder als Halsschmuck getragen, oder zu Dosendecken geschnitten. Man findet es
in Trachyt und anderen vulcanischen Gesteinen, den gemeinen Opal als Begleiter
des edlen in den Blasenräumen und Klüften der vulcanischen Gesteine zu Czervenicza.
Das von Ungarn und Slaven bewohnte Bergcomitat Unghvar mit dem
uralten Schlosse Unghvar, welches Arpad eroberte, besitzt einige Eisenwerke, Por¬
zellanfabriken, Marmorbrüche, baut auch viel Wein; doch als Hauptweinland des