Object: [Neuere Geschichte] (Theil 3)

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Vater zwar an ritterlichem Sinne, nicht aber an Biederkeit glich. Er 
trat, getrieben vom Durst nach Heldenthaten, in kaiserliche Dienste, half 
die Schmalkaldischen Fürsten besiegen, zog dann später auch gegen Moritz 
von Sachsen und begann zugleich die evangelische Lehre in seinen Landen 
auszurotten. Der eifrige Corvin wurde in den Kerker geworfen, Eli¬ 
sabeth aber nicht nur schnöde zurückgewiesen, sondern auch ihres Witt- 
wensitzes zu Minden beraubt. Sie lebte darauf nur kurze Zeit in Han¬ 
nover -und starb 1558 mit gebrochenem Herzen über den Undank des 
Sohnes. Die Saat aber, die sie ansgestreut hatte, wuchs und reifte 
herrlich im lünebnrgischen Lande. Erich II. konnte den Geist der Refor¬ 
mation nicht dämpfen; er starb als spanischer Feldherr im Jahre 1584 
zu Pavia, nach einem wilden und stürmischen Leben, und hinterließ ein 
sehr verschuldetes Land. 
Zum Schlüsse wollen wir noch von dem Heldensinne einer deutschen 
Fürstin reden, welche den Spanier Alba Mannszucht halten lehrte. 
Schiller hat ihr Andenken in seinen kleinen historischen Aufsätzen er¬ 
neuert; wir lassen ihn selbst erzählen. 
„Als Kaiser Karl V. im Jahre 1547 nach der Schlacht bei Mühl¬ 
berg auf seinem Zuge nach Franken und Schwaben auch durch Thüringen 
kam, wirkte die verwittwete Gräfin Katharina von Schwarzburg, eine 
geborene Fürstin von Henneberg, einen Sauve-Garde-Brief bei ihm 
aus, daß ihre Unterthauen von der durchziehenden spanischen Armee nichts 
zu leiden haben sollten. Dagegen verband sie sich, Brod, Bier und 
andere Lebensmittel gegen billige Bezahlung aus Rudolstadt au die Saal¬ 
brücke schaffen zu lassen, um die spanischen Truppen, die dort übersetzen 
würden, zu versorgen. Doch gebrauchte sie dabei die Vorsicht, die Brücke, 
welche dicht bei der Stadt war, in der Geschwindigkeit abbrechen und in 
einer größeren Entfernung über das Wasser schlagen zu lassen, damit 
die allzugroße Nähe der Stadt ihre raublustigen Gäste nicht in Versuchung 
führte. Zugleich wurde den Einwohnern aller Ortschaften, durch welche 
der Zug ging, vergönnt, ihre besten Habseligkeiten auf das Rudolstädter 
Schloß zu flüchten. 
Mittlerweile näherte sich der spanische General, vom Herzog Heinrich 
von Braunschweig und dessen Söhnen begleitet, der Stadt und bat sich 
durch einen Boten, den er voranschickte, bei der Gräfin von Schwarz- 
burg ans ein Morgenbrod zu Gaste. Eine so bescheidene Bitte an der 
Spitze eines Kriegsheeres konnte wohl nicht abgeschlagen werden. Man 
würde geben, was das Haus vermöchte, war die Antwort; Seine Epcellenz 
möchte kommen und vorlieb nehmen. Zugleich unterließ man nicht, der 
Sauve-Garde noch einmal zu gedenken und dem spanischen General die 
gewissenhafte Beachtung derselben an's Herz zu legen. 
Ein freundlicher Empfang und eine gut besetzte Tafel erwarteten den 
Herzog auf dem Schlosse. Er mußte gestehen, daß die thüringischen Damen 
eine sehr gute Küche führen und auf die Ehre des Gastrechts halten.
	        
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