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Die bedeutendsten Industriezweige des Landes sind Spinnerei und Weberei, 
die durch den Flachsbau und die Schafzucht begründet, durch Wasserkraft und 
Kohlenreichtum gehoben wurden. Das Tuchgewerbe blüht vorwiegend in Nieder- 
schlesien, das Leinengewerbe vorzugsweise am Rande der Sudeten. 
Der Handel mit Kohlen nnd niit den Industrie-Erzeugnissen geht auf den 
günstigen Verkehrsstraßen weit über die Grenzen der Landschaft hinaus. Mit 
dem mittleren und nördlichen Deutschland durch die Natur verbunden, hat Schlesien 
in erster Linie dort seine Absatzgebiete zu suchen; aber auf langen Linien grenzt 
es auch an zwei Kaiserreiche, an Rußland und auf besonders langer Strecke an 
Osterreich, und die günstigen Verbindungen nach beiden Seiten ermöglichen einen 
bequemen Austausch der Landesprodukte. 
Die schleichen Gebiete waren in den ersten Jahrhunderten n. Chr. von 
deutschen Volksstämmen besiedelt. Als diese nach Westen zogen, nahmen nach- 
drängende Slaven ihre Wohnsitze ein; nur in den Gebirgen blieben Deutsche 
zurück. Unter polnischer Herrschaft wurde das Laud im 10. Jahrhundert christia- 
nisiert. Deutsche Ansiedler wurden von den schleichen Herzögen aus dem Hause 
der Piasteu besonders nach Niederschlesien gezogen, wo sie deutsches Recht uud 
deutsche Sitte einführten. Gefördert wurde die Germanisierung durch viele neu 
gegründete Prämonstratenser- und Cisterzienserklöster, von denen Lenbns wichtig 
war. Bedeutungsvoll für Schlefieus Germanisierung wurde nach dem Mongolen- 
einfalle 1241 die Loslösung von Polen und die Verbindung mit Böhmen. Man 
rechnete Schlesien jetzt zu dem Deutschen Reiche, obwohl die unmittelbare Ver- 
bindnng fehlte. In dieser Zeit wurde viel zur Hebung des Landes gethan; 
trotzdem brach eine lange Zeit schwerer Leiden über dasselbe herein, als die Un- 
ruhen der Hussitenkriege, des 30jährigen und 7jährigen Krieges das Land bedrückten. 
Als Preis der schleichen Kriege gelangte das Land durch Friedrich den 
Großen in preußischen Besitz, und unter der Fürsorge dieses Königs, wie der 
folgenden Hohenzollern gelangte Schlesien zu der heutigen wirtschaftlichen Blüte. 
Von den an die Slavenzeit erinnernden Eigentümlichkeiten sind verschiedene 
„Rundlinge" (—Ortschaften in Hufeisenform) und viele slavische Reste in der 
Sprache zu erwähnen; der slavische Name „rynek" für Marktplatz ist in dem 
verdeutschten Worte „Ring" noch überall in Schlesien, Böhmen und Polen erhalten. 
Auch weisen vielfach Körpermerkmale und Charaktereigenschaften der Schlesier 
darauf hin, daß die aus Oberdeutschland eingewanderten Germanen eine starke 
Vermischung mit Slaven erfahren haben. 
Für geistige Bildung sorgen eine Universität (in Breslau), zahlreiche höhere 
Schulen und viele Fachschulen, die der industriellen Bedeutung des Landes Rechnung 
tragen. 
XI. Ons Norddeutsche Tiefland. 
a. Gesamtbild: Nördlich von dem Hochgebirge der Alpen und dem Kranze 
der europäischen Mittelgebirge zieht sich durch ganz Europa ein breiter Landstreifen,
	        
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