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IV. Die Niederlande. B) Belgien.
ein Mittelpunkt des damaligen Handels. Noch jetzt hat sie be¬
trächtliche Fabriken, Schiffswerfte, eine Akademie der Malerei,
Bildhauerei und Baukunst, eine Seefahrtschule. Herzog Philipp
der Gute von Burgund stiftete hier 1430 den Orden des goldenen
Vließes. In der Marienkirche ist ein prachtvolles Grabmahl Carls
des Kühnen, des letzten Herzogs von Burgund. Die Stadt ist be¬
festigt.
Ostende, an einem Busen der Nordsee, mit einem Hafen,
mehreren Kanälen und über 10000 Einw. Sie war ehemals eine
bedeutende Festung und ist jetzt wieder dazu gemacht worden.
Minder wichtige Städte sind: Nieuwport (Neuport), Festung
und Hafen; Veurne (frz. Turnes); ^tperii, mit 17000 Einw.;
Rortryk (frz. Courtra}), mit 10000 Einw. und bedeutenden
Baumwollen und Leinenfabriken.
3. Hennegau (frz. Hainaut), mit der Hauptstadt Borgen
oder Mons, am Flusse Trouille, mit 20000 Einw. In der Ge¬
gend sind reiche Steinkohlengruben. Auch Mons, schon ehemals
fest, gehört zu den Städten, die neu befestigt worden sind. Außer¬
dem liegen in dieser Provinz noch: die starke Festung Doornick
(frz. Tournay), an der Schelde, mit 25000 Einw., und die kleine
Stadt Charleroy an der Sambre, in einer an Steinkohlen reichen
Gegend, welche seit dem letzten Kriege 1815 stark befestigt worden
ist. Nordöstlich von Charleroy liegen die Oerter Fleurus, Ligny,
St. Amand, wo am 10. Juny I8s5 die Preußen blutige und
nachtheilige Gefechte gegen Napoleon bestanden.
4. Süd-Brabant. Von dieser Provinz, wie von der fol¬
genden, gilt ganz vorzüglich, was vorhin von dem Reichthum die¬
ser Gegenden gesagt ist. Die Hauptstadt dieser Provinz und Resi¬
denz des Königs ist Brüssel (frz. Bruxelles) (brüsselle), an dem
kleinen Fluß Senne und einem Scheldekanal, mit 98000 Einw.
Sie ist eine der schönsten in den Niederlanden. Unter vielen öf¬
fentlichen Gebäuden verdient die meiste Aufmerksamkeit das
schöne im gothischen Style erbaute Rathhaus. Es ist aus dem
Anfange des 15ten Jahrhunderts, umschließt einen großen vierecki¬
gen Hof und ist mit einem schönen Thurme geziert. Gegenüber
liegt ein großes Gebäude, der ßrood Huys genannt, jetzt ein Ge¬
richtshof. Hierher wurden die Grafen von Egmont und Hoorne,
von der Citadelle von Gent aus, als Gefangene gebracht und bald
nachher 1568 auf dem großen Markte vor dem Rathhause ent¬
hauptet. Das ehemalige Schloß der östreichischen Statthalter,
worin in neuerer Zeit eine ansehnliche Bibliothek, ein Naturalien-
kabinet und eine Gemäldesammlung aufgestellt worden sind; der
Garten ist zu einem botanischen Garten eingerichtet. Die Haupt¬
kirche zu Sr. Gudula ist eben so ausgezeichnet durch ihre Größe,
als durch ihr hohes Alter; sie soll zum Theil aus dem Ilten Jahr¬
hundert seyn. Man findet darin sehr schöne gemalte Fenster und