Full text: Die allgemeine Einleitung, die Pyrenäische Halbinsel, Frankreich, das Britische Reich, die Niederlande, die Schweiz und die Skandinavischen Reiche (Theil 1)

hier beinahe ganz unbekannt; wie denn überhaupt die katholischen 
Cantone hierin den protestantischen weit nachstehen, wogegen sie 
freilich aber auch mehr alterthümliche Sitte beibehalten haben. 
Der Getreidebau ist so bedeutend, daß die benachbarten kleinen 
Cantone hier ihre Bedürfnisse einkaufen können. — Die einzige 
Stadt von Bedeutung ist Luzern, an der Reuß und am Vier- 
waldstädter-See, mit etwa 6600 Einw. Der Handel ist nicht un¬ 
beträchtlich, indem beinahe alle Güter aus Deutschland und Frank¬ 
reich nach Italien hier eingeschifft werden und dann die Straße 
über den Gotthard nehmen. Von den 3 Brücken über die Reuß, 
jede mir Gemälden geziert, ist die Hofbrücke, von welcher man die 
herrlichste Aussicht über den See und die entfernten Alpen hat, die 
merkwürdigste. Das sehenswerthe Zeughaus enthalt viele Beute¬ 
stücke und Alterthümer aus den Schweizerkriegen. Das Merkwür¬ 
digste in Luzern ist das vom General Pfyffer v. Wyher angefertigte 
Modell in erhabener Arbeit, von einem Theile der Schweiz. Es 
stellt in einem Raume von 20 */2 F. Lange und 12 F. Breite 60 lH 
Stunden mit der außerordentlichsten Treue dar, so daß 1000 F. 
in der Natur hier 1 Zoll einnehmen. Es umfaßt den Canton Lu¬ 
zern und Theile der benachbarten. — Jetzt ist Luzern der Sitz 
eines päpstlichen Nunzius. An einer schroffen Felsenwand in der 
Nahe der Stadt ist nach der Zeichnung Thorwaldsens von dem Künst¬ 
ler Ahorn ein kolossaler Löwe, zum Andenken der bei Vertheidigung 
der Tuilerien am 10. Aug. 1792 gefallenen Schweizer, ausge¬ 
hauen. Unfern der Stadt liegen auf einem Hügel die Ruinen von 
Neu-Habsburg, einem Sommerschlosse der Grafen von Habs¬ 
burg; es ward 1352 von den Eidgenossen zerstört. — Südlich 
von Luzern erhebt sich der mächtige Pilatusberg, 6560 F. hoch. 
Lange Zeit war er ein Gegenstand der Neugier und des Aberglau¬ 
bens, ja der Zugang von der Obrigkeit verboten. Der Name 
(wohl eigentlich mons pileatus, der Hut- oder Haubenberg) hatte 
zum Volkswahn Veranlassung gegeben, die Seele des Pontius Pi¬ 
latus sey in den auf dem Gipfel befindlichen See gebannt, und er¬ 
rege, unwillig über die neugierigen Besucher, Sturmund Unge¬ 
witter. In. der That ist sein Haupt beinahe stets von Wolken be¬ 
deckt und plötzliche Gewitter dort sehr häufig. — Bei dem Flecken 
Sempach, am See gleiches Namens, besiegten 1400Eidgenos¬ 
sen am 9. July 1386 den Herzog Leopold von Oestreich. Arnold 
von Winkelried gab ihnen den Sieg. — In dem Flecken Bero 
Münster, im dortigen Stifte, ward 1470 die erste Buchdruckerei 
in der Schweiz errichtet. — Der interessanteste Theil des Landes 
ist das sogenannte En tli buch, eine sehr gebirgige Gegend im süd¬ 
westlichen Theile des Cantons. Die Einwohner zeichnen sich durch 
Fröhlichkeit, Witz, Schönheit und unbegränzten Freiheitssinn vor 
allen Schweizern aus. Sie treiben blos Alpenwirthschaftund etwas 
Spinnerei. Sie sind berühmte Meister im Schwingen, d. h. Ritt¬
	        
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