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I. Asiatische Türkei. 1. Klein-Asien.
verschont; nach ihm wurden die bis dahin tapfern Lydier von den
Persern absichtlich verweichlicht, weshalb sie von Griechen und Rö¬
mern verachtet wurden. Ihre Kenntnisse in der Musik werden ge¬
rühmt. — Außer diesen, einst von den Lydiern, dann von den
Persern unterjochten Völkern wohnten in Kl. Asien noch folgende
Völkerschaften: die Pamphilier, Pisidier und Jsaurier,
theils an der Küste östlich von Lycien, theils in den höhern Ge¬
birgsgegenden ; sie wurden selbst von den Persern nie völlig besiegt.
Oeftlich von ihnen an der Küste bis an die Gränzen Syriens wohn¬
ten die Cilicier, ein tapferes Volk, theils Hirten und Ackerbauer,
theils gefürchtete Seeräuber, welche erst durch die ganze Macht
Roms unter Pompejus gebändigt werden konnten. — Alle diese
Völker trugen lange Zeit das Joch der Perser, und nachdem das
persische Reich von Alexander war zerstört worden, entstanden in
der Halbinsel folgende neue Reiche: Bithynien, worin sich ein
persischer Satrap, Bias, sowohl gegen Alexander als gegen seine
Nachfolger behauptete und ein eignes Reich gründete, unter dessen
Königen Prusias der bekannteste ist, welcher den Hannibal eine
Zeitlang aufnahm, doch mußte später der Held sich den Tod geben,
um nicht den Römern ausgeliefert zu werden. Der letzte König
Nikomedes vermachte sein Reich 75 v. Chr. den Römern. Kap-
padocien, welches die östlichen innern Theile der Halbinsel um¬
faßte, erhielt nach dem Tode Alexanders eigne Könige, welche sich
mit Mühe gegen die benachbarten griechischen Könige von Syrien
und gegen Mithradates vertheidigten; lange Zeit Freunde und
Bundesgenossen der Römer, wurden sie von diesen zuletzt, 17 I.
v. Chr., unterjocht. Pontus, welches sich am schwarzen Meere
n Halys bis an den Kaukasus ausbreitete. Diese Gegenden
gatten schon unter den Persern erbliche Satrapen vom Geschlechte
der persischen Könige, welche nach der vorübergehenden Unterjo¬
chung durch Alexander sich wieder unabhängig machten. Unter
den Königen von Pontus ist keiner mit Mithradates dem Gr. zu
vergleichen, dem furchtbarsten Feinde der Römer, welcher nicht
allein beinahe ganz Kl. Asien eroberte, sondern selbst bis nach Grie¬
chenland vordrang. Vom Sylla 89 v. Chr. geschlagen, muß er
zwar allen seinen Eroberungen entsagen, erhebt sich aber bald wie¬
der; abermals vom Lucullus und später vom Pompejus besiegt und
seiner Erbstaaten beraubt, flieht er in die nördlichen Gegenden
des Kaukasus und sinnt auf den ungeheuern Plan, den Krieg nach
Italien zu spielen, als die Verrätherei seines eignen Sohnes Phar-
naces ihn zwang, sich 64 v. Chr. den Tod zu geben. Seine Nach¬
kommen erhielten noch eine Zeitlang einen Theil des ursprünglichen
Reiches, bis auch sie 93 n. Chr. den Römern weichen mußten. —•
Mitten unter den Unruhen, welche auf den Tod Alexanders folg¬
ten, erhoben sich die Statthalter der bis dahin wenig bekannten
Stadt Per g amu m oder P erg a mus, inMysim, unweit des
Blanc Handb. KI« 2, Aufl. 7