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B. Asien.
tich durch Gebirgszüge, welche unter verschiedenen Namen vom
Zagros aus in südöstlicher Richtung an der Küste des persischen
Meerbusens entlang sich hinziehen, begränzt wird; gegen Osten
trennt kein Gebirge das heutige Persien von den Nachbarländern,
welche physisch nur eine Fortsetzung Irans sind und sich erst in der
neuern Zeit politisch von demselben losgerissen haben, nachdem sie
Jahrhunderte lang dazu gehört. Alle diese Granzgebirge, mit
Ausnahme einiger Theile von Armenien, sind völlig kahl und
baumlos, daher auch kein einziger Fluß von einiger Bedeutung ih¬
nen entfließt. Die Hochebene selbst ist ein meist flaches, nur schwach
hügeliges Land. Der Hauptcharakter dieser Gegend ist die beinahe
ununterbrochene Klarheit des Himmels und eine ans Unglaubliche
gränzende Trockenheit der Luft und des Bodens. Höchst regelmä¬
ßig folgen hier die Jahreszeiten auf einander, der großen Hitze des
Sommers folgt eine sehr empfindliche Winterkälte; die Tage sind
heiß, die Nächte kühl, aber nie feucht; Nebel, selbst Thau sind
hier unbekannt. Daher vielleicht kein Volk so gesund, als die
Perser; selbst die Pest ist hier selten und wenig bedeutend. Ein
bedeutender Theil dieser Ebenen besteht aus Wüsten, deren Boden
thonig oder auch sandig, im Winter vom Dezember bis zum April
von Regengüssen überschwemmt, im Sommer vollkommen aus¬
dörrt und sich mit einer Salzrinde überzieht. Die große Wüste
Naubendan, an welche sich südöstlich die vonKerman anschließt,
erstreckt sich vom 70 bis zum 77" £>. L. und hat an manchen Stel¬
len eine Breite von mehr als 40 M. Auch der übrige Theil des
Bodens, obgleich keinesweges unfruchtbar, ist nur in so fern des
Anbaues fähig, als er bewässert werden kann. Dies geschieht
theils durch Kanäle,' welche das Wasser der wenigen Flüsse ver¬
breiten, theils durch unterirdische Wasserleitungen, Ke risos, Was-
serftollen, welche viele, oft 150 F. tiefe, Brunnen mit einander
verbinden. In der heißen Jahreszeit steigt man in diese kühlen
Räume hinab, um einen Theil des Tages darin zuzubringen. Ein
eigner Beamter, der My r a b, führt die Aufsicht über die Bewässe¬
rungsanstalten einer Gegend. Viele dieser Kerisos sind aber in
den Unruhen der neuern Zeit eingegangen, und man kann rechnen,
daß jetzt kaum noch der 20ste Theil des Bodens des Anbaues fähig
ist. Dies alles gilt nur von dem größten Theile des Landes, der
Hochebene. Der nördliche Abhang dagegen, nach dem caspischen
Meere zu, ist der Vegetation unendlich günstiger, er ist feucht und
von Seewinden gekühlt. Der südliche Abhang, das Ufer des per¬
sische,! Meerbusens, kaum 4 bis 6 Meilen breit, hat ein arabisches
Glut-Klima, erstickend heiß und feucht, daher die Perser es flie¬
hen und diese Gegenden von jeher den Arabern überlassen haben.
Von den Gebirgsgegenden Armeniens gilt, was schon früher vom
türkischen Armenien gesagt worden.