Full text: Russisches Reich, Krakau, Asien, Australien, Afrika, Amerika (Theil 3)

V. Tunis. 
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den Meerbusen von Tunis ergießt. Das Klima und die Products 
dieses Staates sind die nemlichen, wie die des vorigen, und auch 
hier besteht die Bevölkerung aus den nemlichen Bestandtheil n. 
Die Volksmenge wird auf 3 bis 4 Millionen geschätzt. Der Han¬ 
del ist nicht unbedeutend: es kommen und gehen von hier Kara¬ 
wanen nach Sudan, Marokko und Aegypten. Das Oberhaupt 
des Staats ist der Bey, welcher von der türkischen Miliz erwählt 
wird; nur selten gelingt es dem Sohne, seinem Vater in dieser 
Würde zu folgen; er regiert durchaus unumschränkt. Die Land¬ 
macht besteht vorzüglich aus 5 bis 6000 Türken und Renega¬ 
ten, so nennt man Christen, welche den Islam angenommen; die 
Seemacht ist unbedeutend. Mit Tripoli lebt der Bey von Tunis 
im Frieden, mir dem mächtigern Algier hingegen war sonst häufig 
Krieg. Auch hier zahlen die zahlreichen Stämme der nicht ange¬ 
sessenen Araber nur dann den Tribut, wenn sie mit den Waffen 
dazu gezwungen werden, welches jährliche Kriegszüge des Veys 
veranlaßt, wobei das Land immer mehr verödet. 
Die Hauptstadt Tunis (Tune«), unter 37° 3Î. B., liegt 
an dem westlichen Ufer des großen Meerbusens, der von ihr seinen 
Namen hat, und westlich vom Cap Farina, östlich vom Cap 
Bon eingeschlossen wird. Zwischen der Stadt und dem Meere 
dehnt sich ein großer salziger Landsee Bog haz, 7^M. im Um¬ 
fange, aus, welcher nur durch einen schmalen Landstrich vom 
Meere getrennt ist, wenig Tiefe hat, und dessen Ausdünstungen 
im Sommer gefährlich sind. Die Stadt ist zwar groß, aber eng 
und schmutzig. Zu den besten Gebäuden gehört außer einigen 
Moskeen der neue Pallast des Veys; ein andrer befestigter Pal¬ 
last, cl Bardo genannt, liegt Stunde von der Stadt. Tu¬ 
nis ist zwar mit Wällen und Forts umgeben, würde aber, da 
diese überall von Höhen bestrichen werden können, bei einer Be¬ 
lagerung wenig Widerstand leisten. Die Gegend um die Stadt 
ist mit vielen schönen Landhäusern bedeckt. Die Zahl der Einwoh¬ 
ner soll 130,000 betragen , worunter an 30000 Juden und etwa 
1500 Christen. Man verfertigt hier Mützen, Scheschiar ge¬ 
nannt, welche im ganzen Orient berühmt sind. 1 */2 M. nörd¬ 
lich von Tunis liegt am Meere der stark befestigte Hafen la G 0- 
letta, wo sich die Seemacht des Beys aufhält, und wo Schiffs- 
werfte und Becken zur Aufnahme der Schiffe so wie auch ein 
Leuchtthurm sich befindet. I1/* M. nördlich von Goletta kommt 
man zu den Ruinen von Karthago, wovon aber nichts mehr als 
einige große Cifternen, Bogen einer Wasserleitung, Spuren eines 
Kanals und einiges Gemäuer sichtbar ist, und auch dies gehört 
wohl nicht dem alten, sondern dem später von den Römern wie¬ 
der erbauten Karthago an, welches dann von den Arabern zerstört 
wurde. Nordwestlich davon will man aus dort gefundenen Sta¬ 
tuen und Münzen auf die Lage des alten Utika schließen. Weiter
	        
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