VIII. Peru.
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welches die hohen und kalten Gegenden der Anden bewohnt, aber
durch zu häufige Jagd schon fast ausgerottet ist. Die Bergwerke
abgerechnet, war bisher jeder andre Anbau noch so sehr in der
Kindheit, daß das reiche und zum Theil überschwenglich frucht¬
bare Land Lebensmittel aus Chile und fast alle Waaren aus Spa¬
nien bezog. — Die Einwohner der Sierra und der Küste sind
spanische Kreolen, Mestizen, Indianer, Mulatten u. s. w. Die
unterworfenen Indianer sind ein schwaches, finsteres, mißtraui¬
sches, unreinliches und dem Trünke höchst ergebenes Volk. Im
Ganzen wurden sie milde behandelt und zahlten keine andre Ab¬
gabe, alseine mäßige Kopfsteuer; das Drückendste für sie war die
sogenannte Mts, oder der gezwungene Dienst in den Bergwer¬
ken, zu welchem alle Männer vom 18ten bis zum 50sten Jahre
verpflichtet waren; sie wurden in 4 Klassen getheilt und alle 6 Mo¬
nate ein Siebentel ausgehoben und an die oft weit entfernten
Gruben vertheilt. Die Sprache dieser eigentlichen Peruaner,
Quichua genannt, ist so milde und angenehm, daß sie sogar
von den meisten Spaniern im Lande gesprochen wird. Die größ-
tentheils noch ganz unabhängigen Indianer der östlichen Gegen¬
den sind ein ganz andres Geschlecht, sie zeichnen sich durch eine
hellere Farbe, größere Gestalt und kriegerischen Sinn aus. Krieg,
Jagd und Fischfang sind fast ihre einzigen Beschäftigungen; die
Lanze und vergiftete Pfeile sind ihre Waffen, doch bedienen sie
sich der letzteren nur zur Jagd. Sie leben unter ihren eignen Ka¬
lken in viele Stämme getheilt, wovon jeder eine eigne Sprache
redet. Ihre Zahl hat sich, vorzüglich durch die Verwüstung,
welche die Blattern angerichtet, sehr vermindert. Im Ganzen
hat die Bevölkerung des Landes gegen frühere Zeiten sehr abgenom¬
men; im 16ten Jahrhundert zählte man noch an 4 Millionen,
jetzt nicht viel über IV2, woran nicht etwa üble Behandlung von
Seiten der Spanier schuld gewesen, welche vielmehr unter allen
Europäern die Ueberwundenen und die Sklaven am mildesten be-
-handelt haben, sondern vorzüglich die Blattern und andre epi«
demische Krankheiten, wie auch die übermäßige Neigung der Iiu
dianer zum Trünke. Viele Trümmer von Städten und Dörfern,
von Kunstftraßen und Kanälen zeigen allerdings, daß die Perua¬
ner vor der Ankunft der Spanier ein einigermaßen gebildetes Volk
gewesen, jedoch darf man den übertriebenen Schilderungen von
dem Reichthum und der Pracht der peruanischen Herrscher oder
Inka's, wie von dem gesitteten Zustande des Landes, nicht allzus
viel Glauben beimessen. Es ist gewiß, daß die Geschichte von
Peru nicht über 2 bis 3 Jahrhunderte vor Ankunft der Spanier
hinaufreicht, in welcher Zeit 12 Inka's sollen geherrscht haben.
Früher befand sich das Land in einem Zustande völliger Wildheit,
die Einwohner lebten ohne gesellschaftliches Band unter den
Schrecken eines blutigen Götzendienstes. Da erschien, man weiß
Blaue Haadb. Ul. 2. Aufl. 31